The English version of the video description has been added as a comment! | Carl Heinrich August Geissler wird in Mulda in Sachsen geboren, wo sein Vater Organist und Kantor ist. Als Schüler am Freiberger Gymnasium erhält er Unterricht von Domorganist und -kantor Joh. Gottfried Fischer. 1820 übernimmt Geissler die Organistenstelle an der Freiberger Petrikirche, wechselt aber 1822 an die Stadtkirche Zschopau, als Organist und mindestens in der Folge auch Kantor. Zugleich lehrt er an der Stadtschule und gibt privaten Musikunterricht.
1832 erscheint erstmals das "Wochenblatt für Zschopau und Umgebung", mit Geissler als Redakteur. Ende 1848 gründet er zusammen mit dem Zschopauer Pfarrer Ludwig Würkert einen nationalliberalen "Politischen Volksverein", in Konkurrenz zum einige Monate zuvor entstandenen Zschopauer "Vaterlandsverein", der wie gleichnamige Zusammenschlüsse andernorts in Sachsen wohl zu einer radikaldemokratischen und republikanischen Haltung neigt. Als Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung stimmt Geissler 1849 für die neue Reichsverfassung. Deren -- von Massendemonstrationen in Dresden vehement geforderte -- Annahme wird vom sächsischen König verweigert, mit der Folge weiterer Radikalisierung. Würkert und Geissler beteiligen sich am sächsischen Maiaufstand 1849. Auf Antrag von Geissler erkennt die Versammlung der Zschopauer Stadtverordneten am 7. Mai die revolutionäre provisorische Regierung in Dresden an. Unter Führung von Geissler verlassen am selben Tag etwa 300 Freischärler Zschopau in Richtung Dresden (ein kleinerer Zug hat sich schon zwei Tage zuvor auf den Weg gemacht), kehrt allerdings in Oederan wieder um, nachdem mit preußischer Hilfe der Aufstand in Dresden inzwischen niedergeschlagen ist. Am 13. Mai wird Geissler zusammen mit Würkert nach dem Gottesdienst beim Verlassen der Zschopauer Kirche von preußischen Truppen verhaftet.
Zu acht (nach anderer Angabe zehn) Jahren Haft verurteilt, wird Geissler auf Bitten seiner Tochter Anfang 1850 begnadigt. Merklich im Zustand geistiger wie offenbar auch körperlicher Zerrüttung schreibt er damals einen etwas krausen (vielleicht teilweise auch fehlerhaft transkribierten) Brief an seinen Wiener Verleger Alois Fuchs, in dem er sich von den Ereignissen des Jahres 1849 distanziert und sich als bloßen Vermittler darstellt, dem der Versuch, mäßigend einzuwirken, zum Verhängnis geworden sei. Aufgrund des begrenzten Raums, den KZitem für Videobeschreibungen zur Verfügung stellt, habe ich diesen interessanten Text als Kommentar hinzugefügt.
Danach kann oder will Geissler seine Musikerlaufbahn nicht fortsetzen. Stattdessen betreibt er ein Logierhaus in Bad Elster, engagiert sich für die Ausgestaltung des Kurortes, und stirbt dort 1868 im Alter von 66 Jahren. Die Gründung des zweiten Kaiserreichs verpaßt er um zweieinhalb Jahre. Was hätte er davon wohl gehalten?
Der Zschopauer Geissler ist leicht mit dem nahezu gleichnamigen Leipziger Organisten Carl Friedrich August Geissler zu verwechseln, der ähnliche Lebensdaten hat (1804-69) und zuletzt gar als Thomaskantor wirkt. Doch sind von ihm keine veröffentlichten Kompositionen nachweisbar. Damit steht er im Gegensatz zu dem publizierfreudigen Zschopauer. Seine in Druck gegebenen "Orgelsachen" numeriert er durch: ein Gesamtverzeichnis in "Musica sacra. Vollständiges Verzeichniß aller seit dem Jahre 1750-1867 gedruckten Compositionen für die Orgel [usw.]"(Bd. 1 1867) kommt auf 41 dieser jeweils aus mehreren Stücken bestehenden Sammlungen und nennt als höchste Opuszahl 105. Geissler ist auch Autor einer Orgelschule und gibt 1847-49 das Gesamtwerk für Orgel von J.L. Krebs heraus. Von 1833 bis 1841 erscheint sein "Neues vollständiges Museum für die Orgel" (6 Hefte pro Jahr), das Orgelliteratur des 17. bis 19. Jahrhunderts versammelt und auch kurze Artikel enthält. In Bad Elster ist er weniger aktiv. Sein größtes Projekt ist 1864 ein Band mit 115 Werken lebender deutscher Musiker: "Die Orgel-Componisten des 19.ten Jahrhunderts .... Als National-Ehren-Denkmal für den seligen Orgelmeister [Christian Heinr.] Rinck herausgegeben duch Carl Geissler" ( • Heinrich Börner (1818-... ). Auch sein op. 45, aus dem das eingespielte Stück stammt, widmet Geissler "liebevoll" dem hier als "väterlicher Freund" bezeichneten Rinck. Op. 45 erschien offenbar 1836.
Die Orgel der Stadtkirche Zschopau wurde 1755 von Jacob Oertel erbaut (35 / ii+P). Bis auf ein 1812 ausgetauschtes Register (Flöte 8' statt Trompete 8' im Hauptwerk) spielte Geissler sie offenbar im Urzustand. Erst später (1890, 1932) erfolgten Umbauten, die 1996 rückgängig gemacht wurden. Das Instrument repräsentiert einen sächsisch-thüringischen Typus der Barockorgel, den die für die Aufnahme verwendete Orgel nachahmt.
a_osiander(at)gmx.net . andreas-osiander.net . / andreas.osiander
Негізгі бет Музыка Carl Geissler (1802-68): Jesus meine Zuversicht (Choralvorspiel)(Orgel)
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