Liebe WALinauten,
bei den so genannten „Promiweinen" ist selten Musik im Glas. Den meisten fehlt es an Charakter und vieles davon hat den Geschmack von Marketing und Geldmacherei. Das aber jedem Prominenten zu unterstellen wäre unfair. Denn es gibt auch seriöse, leidenschaftliche Produzenten unter ihnen. Zum Beispiel die Weine des Regisseurs Francis Ford Coppola, Gerard Depardieu (teilweise) oder einst die Etna Weine von Mick Hucknall alias Simply Red. Ich hatte das Vergnügen schon mit allen dreien über ihre Passion für Wein sprechen zu dürfen und war jedes Mal verblüfft über ihre gute Kenntnis um den Rebensaft.
In Deutschland hält sich die Begeisterung prominenter Zeitgenossen für den Weinbau in Grenzen. Von daher können wir uns sehr glücklich schätzen einen so bekannten Protagonisten, wie den Moderator und Showmaster Günther Jauch, gefunden zu haben.
Seine Liebe für den Wein ist eine -auch etwas sentimentale Familienaffäre. Schon als Kind war er zu Gast auf dem Weingut seiner Großtante und genoss die Wochenenden auf dem traumhaft gelegenen Anwesen in Kanzem an der Saar. Nachdem die Nachfolge und das weitere Schicksal des Weingutes nicht klar war, entschloss er sich im Jahre 2010 das Weingut zu erwerben. Seitdem hat er viel in den Betrieb investiert und das Gutshaus, Keller behutsam erneuert und die Rebfläche erweitert.
Es ist eine langfristige Investition in eine der besten Weinbergslagen der Nation, den steilen und steinigen Kanzemer Altenberg. Mit Dorothea und Günther Jauch hat das Weingut von Othegraven einen Garant für die Kelterung ernstzunehmender Weine bekommen. Für beide ist es ein Platz an dem sie zur Ruhe kommen und die Beschaulichkeit des Saartals genießen können.
Ein großes Glück war, dass der Kellermeister Andreas Barth bereits seit 2004 für die Weinbereitung verantwortlich ist. Mit viel Gefühl und Blick für die Lagen bringt er stahlige, saftige Rieslinge auf die Flasche. Im historischen Keller regiert viel Edelstahl und modernes Equipment. Es sind vor allem die trockenen Weine, die ein besonderes Augenmerk in der Kollektion erhalten. Bis vor einigen Jahren hätte ich gesagt: Schade drum!
Doch Andreas Barth schafft den Spagat zwischen hoher Rieslingsäure und ausgewogenem Extrakt. Insbesondere den Einstieg in die Kollektion, den 2012 Riesling „Max" finde ich sehr gelungen. Ein toller Wert und klasse Alltagswein. Ein Stoff mit Strahlkraft und Spaßfaktor. Sehr empfehlenswert und bezahlbar.
Der „Ockfener Bockstein" ist ein großartiger Tropfen. Diese Lage wurde vor erst kurzem erworben. Er ist klar in seiner Aromatik, puristisch und sehr mineralisch definiert. Er entspricht meiner Vorstellung von einem großen Gewächs. Es ist ein moderner Wein im besten Sinn mit einer rassigen Frucht.
Eine Spezialität sind die „Alten Reben" im Kanzemer Altenberg. Es ist eine Parzelle mit wurzelechten Reben. Den Trauben aus diesen ungepropften Rebstöcken sagt man eine besondere, würzige Duftigkeit nach. So etwas lässt sich natürlich nur in direktem Vergleich feststellen. In dem sehr jungen 2013er regiert momentan die Primäraromatik mit ihrer ungezügelten Frucht. Mir gefällt dieser klassische, restsüße Auslesestil, der eine delikate Ausgewogenheit besitzt. Er schmeckt köstlich, wenn man die leichte, kaum schmeckbare Süße akzeptiert. Der 2013 bietet nur einen kleinen Ausblick, auf das was von diesem Wein noch zu erwarten ist. In 20 Jahren wird er immer noch köstlich sein.
Da die Ernten in 2012 und auch in 2013 extrem klein ausgefallen sind, wird Günther Jauch wohl noch auf den „Return of Invest" in seiner Karriere als Winzer noch etwas warten müssen.
„In taste we trust" oder habt einfach mehr Spaß im Glas,
Euer
Hendrik
Негізгі бет Das Rieslingerbe des Günther Jauch -- 164. Folge Wein am Limit
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