(c) Filmproduktion Siegersbusch, Wuppertal, 2013
Alle wollen immer nur an sein Geld -- Kinder, Kutscher, Koch, einfach alle! Daran zweifelt Harpagon keine Sekunde und legt daher höchstes Augenmerk darauf, den erwirtschafteten Reichtum nicht nur zu erhalten, sondern ihn gehörig zu vermehren. Radikaldiäten sind ebenso Ausdruck seines krankhaften Geizes wie Hungerlöhne und der feste Wille, seine Kinder gewinnbringend unter die Haube zu bringen: Tochter Élise will er mit dem reichen Anselmo verkuppeln, ungeachtet der Tatsache, dass dieser eher Élises Vater sein könnte und sie außerdem in seinen Angestellten Valère verliebt ist. Sein Sohn Cléante soll eine vermögende ältere Witwe heiraten, obwohl er viel lieber die junge, hübsche Mariane zur Frau nähme. Auf die hat allerdings Harpagon selbst ein Auge geworfen und drängt zu großer Eile. Es wird eng für die entsetzten Kinder, die wissen, dass ihn jetzt nur eines aufhalten kann: Geld, bzw. die Abwesenheit desselben. Und als Harpagons Geldkassette verschwindet, gerät tatsächlich alles andere zur Nebensache. Der Geizige rast und tobt wie ein verzweifelt Liebender, weil ihm sein Lebenselixier gestohlen wurde. Ob er nun zur Vernunft kommt?
Diese 1668 uraufgeführte Komödie war schon zu Molières Lebzeiten ein Plädoyer gegen materialistischen Wahn. Harpagon, der sich in seiner bedingungslosen Liebe zum Geld von Gesellschaft, Familie und sich selbst so dermaßen entfremdet, dass er bedrohliche Züge annimmt, ist kein Relikt längst vergangener barocker Zeiten. Wäre "Der Geizige" heutzutage geschrieben worden, würde er sich nahtlos in die Flut kapitalismuskritischer Publikationen einreihen, die der Zeitgeist angesichts europaweiter Finanzkrisen derzeit auf den Markt bringt. Die ursprünglich der Existenzsicherung dienende Anhäufung von Kapital hat sich verselbstständigt; Harpagons Traum vom unabhängigen, selbstbestimmten Leben in Wohlstand ist zur Fixierung aufs Kapital, zum menschenverachtenden Götzendienst verkommen. Dieses Dilemma höchst unterhaltsam und komödiantisch auf die Bühne zu bringen, ist die große Kunst Molières.
Mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Essen und des Freundeskreises Theater und Philharmonie Essen
Inszenierung
Jasper Brandis
Bühne und Kostüme
Katrijn Baeten
Saskia Louwaard
Dramaturgie
Carola Hannusch
Harpagon
Thomas Büchel
Cléante
Stefan Diekmann
Élise
Floriane Kleinpaß
Valère
Jens Ochlast
Mariane
Anne Schirmacher
Frosine
Ingrid Domann
Jacques und das restliche Personal
Jan Pröhl
La Flèche
Tom Gerber
Simon / Kommissar
Jens Winterstein
Anselmo
Rezo Tschchikwischwili
Негізгі бет Ойын-сауық DER GEIZIGE am Schauspiel Essen (Spielzeit 2013/14)
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