-Ist die Demokratie wirklich die beste Regierungsform der Welt? Vielleicht gibt es andere, bessere Modelle, um ein Land zu führen. Doch im Moment ist sie das Beste, was wir haben. Wenn man verliert, wird einem oft erst bewusst, was wirklich auf dem Spiel steht. Ich verstehe das nur zu gut. Wie viele andere unschuldige Menschen in der Türkei, einem Land, das die Prinzipien der Demokratie leider noch nicht vollständig verinnerlicht hat, wurde auch ich zu Unrecht des Terrorismus beschuldigt und musste meine Heimat verlassen. Als Schauspieler und Fernsehmoderator sehe ich es als meine Aufgabe, besonders junge Menschen immer wieder daran zu erinnern, wie wichtig es ist, die Demokratie und unsere Freiheiten zu schützen.
Demokratie, eine zarte Pflanze,
Gegossen mit dem Wasser der Gerechtigkeit,
Genährt durch den Boden der Menschenwürde,
Denn in jedem Herz schlägt ein Universum,
Und seine Freiheit ist unser höchstes Gut.
Verehrte Zuschauerinnen und Zuschauern ,seit nunmehr acht langen Jahren wird in der Türkei eine unvorstellbare Ungerechtigkeit verübt. Tausende unschuldige Menschen werden verfolgt, aus ihren Berufen gerissen und ohne triftigen Grund hinter Gitter gebracht. Dies sind Menschen wie du und ich, Menschen, die zu Unrecht als „Terroristen“ stigmatisiert wurden. Heute möchte ich Ihnen die herzzerreißende Geschichte zweier solcher Menschen erzählen: die Geschichte von Kemal und Melek.Kemal, ein integrer und rechtschaffener Mann, lebte mit seiner geliebten Frau Melek in Ankara, der pulsierenden Hauptstadt der Türkei. Ihre Zukunft schien in strahlendem Licht zu liegen: Kemal hatte eine angesehene Anstellung, und Melek trug voller Hoffnung ihr erstes Kind unter dem Herzen. Am 15. Juli 2016 durchlebte die Türkei eine Nacht, die das Land für immer verändern sollte. Ein inszenierter Putschversuch versetzte die Nation in Angst und Schrecken. Kemal und Melek, wie Millionen anderer Bürger, verfolgten die Ereignisse fassungslos vor dem Fernseher. Sie hielten sich an den Händen, beteten nicht für sich, sondern für den Schutz ihres geliebten Landes. Doch was sie am nächsten Morgen erwartete, war weitaus schrecklicher, als sie es sich in ihren schlimmsten Albträumen hätten ausmalen können.Die Regierung, getrieben von blinder Wut und Paranoia, erklärte Kemal und Melek, diese aufrichtigen und unschuldigen Menschen, zu Staatsfeinden. Kemal verlor seine Arbeit, und Melek, die gerade erst ihr kleines Wunder zur Welt gebracht hatte, wurde unter fadenscheinigen Vorwürfen verhaftet. Die staatliche Willkür traf sie mit unbarmherziger Härte, wie ein kalter Windstoß, der das letzte Flackern einer Kerze erstickt.In diesem Moment erinnern wir uns an die Worte von Dietrich Bonhoeffer, einem Mann, der sich im Angesicht der größten Ungerechtigkeit erhob: „Nicht das Beliebige, sondern das Rechte zu tun und sich auf das Kommende nicht zu verlassen, sondern es in den Griff zu bekommen, ist die Sache der Tapferen.“ Ebenso tapfer stand auch Kemal, als er das Unfassbare erlebte: Seine Frau, das Herz seines Lebens, und sein Neugeborenes, unschuldig und hilflos in den Fängen einer erbarmungslosen Justiz. Um ihre Freiheit zu erkaufen, übernahm er die Schuld für eine Tat, die er niemals begangen hatte. Wie Nelson Mandela, der 27 Jahre seines Lebens in Gefangenschaft verbrachte, für eine Freiheit, die er letztlich für sein Volk errang, nahm auch Kemal die Last einer Schuld auf sich, die nicht die seine war.Kemal wurde inhaftiert, getrennt von seiner Familie, von seiner neugeborenen Tochter Esma, die ohne die Liebe ihres Vaters aufwuchs. Mit gebrochenem Herzen flehte er vor Gericht: „Meine Tochter ist erst einen Monat alt, bitte lasst mich zu ihr zurückkehren.“ Doch die kalten, regungslosen Gesichter der Richter blieben ungerührt, wie die Marmorstatue der Justitia, die blind ist für das Leid der Menschen.Wochen und Monate verstrichen in Dunkelheit und Verzweiflung, bis schließlich ein Lichtstrahl in Gestalt eines gerechten Richters erschien, der Kemals Unschuld erkannte. Diese Wende erinnert uns an die Dreyfus-Affäre, den französischen Offizier, der zu Unrecht des Hochverrats beschuldigt und verurteilt wurde 3-Nach Jahren der Erniedrigung und Verfolgung wurde Dreyfus schließlich rehabilitiert, ebenso wie Kemal, der endlich in die Freiheit entlassen wurde.Mit klopfendem Herzen und voller Vorfreude eilte Kemal nach Hause, doch als er die Schwelle seines Heims überschritt, erwartete ihn nicht die ersehnte Umarmung, sondern die grausamste Nachricht seines Lebens: Seine geliebte Melek war nicht mehr. Ein tragischer Unfall hatte ihr das Leben genommen, genau in dem Moment, als Kemal seine Freiheit wiedererlangte. Die tragische Geschichte von Kemal und Melek ist mehr als nur eine Geschichte, sie ist ein Weckruf. Sie mahnt uns, dass Schweigen im Angesicht von Ungerechtigkeit Mitschuld bedeutet. Wie Bertolt Brecht einst in „Der gute Mensch von Sezuan“ sagte: „Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.“
Негізгі бет Die echte Liebesgeschichte - Reha Yeprem
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