Dichtungen von Erich Fried /
Rezitation: Konstantin Wecker - Jessica Schwarz (Foto) /
Anmerkung: Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten. (Autor unbekannt)
Wo keine Freiheit ist
Bist du die Freiheit
Wo keine Wuerde ist
Bist du die Wuerde
Wo keine Waerme ist
Keine Naehe von Mensch zu Mensch
Bist du die Naehe und die Waerme
Herz der herzlosen Welt
Deine Lippen und deine Zunge
Sind Fragen und Antworten
In deinen Armen und deinem Schoss
Ist etwas wie Ruhe
Jedes Fortgehenmuessen von dir
Geht zu auf das Wiederkommen
Du bist ein Anfang der Zukunft
Herz der herzlosen Welt
Du bist kein Glaubensartikel
Und keine Philosophie
Keine Vorschrift und kein Besitz
An den man sich klammert
Du bist ein lebender Mensch
Du bist eine Frau
Und kannst irren und zweifeln und gutsein
Herz der herzlosen Welt
***
Dich
dich sein lassen
ganz dich
Sehen
dass du nur du bist
wenn du alles bist
was du bist
das Zarte
und das Wilde
das was sich losreißen
und das was sich anschmiegen will
Wer nur die Hälfte liebt
der liebt dich nicht halb
sondern gar nicht
der will dich zurechtschneiden
amputieren
verstümmeln
Dich dich sein lassen
ob das schwer oder leicht ist?
Es kommt nicht darauf an mit wieviel
Vorbedacht und Verstand
sondern mit wieviel Liebe und mit wieviel
offener Sehnsucht nach allem -
nach allem
was du ist
Nach der Wärme
und nach der Kälte
nach der Güte
und nach dem Starrsinn
nach deinem Willen
und deinem Unwillen
nach jeder deiner Gebärden
nach deiner Ungebärdigkeit
Unstetigkeit
Stetigkeit
Dann
ist dieses
dich dich sein lassen
vielleicht
gar nicht so schwer.
Siehe auch hier: de.wikipedia.org/wiki/Erich_F...
wortwuchs.net/lebenslauf/eric...
de.wikipedia.org/wiki/Konstan...
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