1) Sehr interessant, vielen vielen lieben Dank ihr Beiden. Für mich gehört zu den elementaren Selbstbestimmungsrechten, dass Menschen über ihren Körper und letztendlich über ihren letzten Tag entscheiden dürfen. Belgien, Schweiz oder die Niederlande sind gerade beim selbstbestimmten Tod weiter als D. Wie schaut das in Japan aus?
2) Den Gesprächsteil über Suicid halte ich für bedenklich. Die "scheinbar offene Tür" als Lösung? Da gehe ich aus buddhistischer Sicht nicht mit. Ich selbst bezeichne mich seit meinem 16 Lebensjahr als Buddhist und studiere Buddhismus, welchen ich in meinen Alltag auch versuche zu praktizieren. Ich folge im wesentlichen der Gelug Tradition. Hier ist die Meditation über die "wertvolle Menschengeburt" wichtig, die Schlussfolgerung daraus nach meinen Lehrern ist: Selbstmord ist keine Lösung. Wie ist das im Zen? Gibt es dort die "wertvolle Menschengeburt" nicht?
3) Vielen Dank für dieses tolle und informative Gespräch. An einer Stelle muss ich Frau Voos doch widersprechen, ich finde, dass Behandlung unter der Supervision ein sehr wichtiger Baustein in der Analytiker-Werdung ist. Es wäre auch ein falsches Signal nach draussen, zu sagen, die eigene Analyse reicht, um Analytiker zu werden. Eine therapeutische Arbeit ist viel mehr und bedarf schon einiges an Wissen und Haltung. Deswegen ist es auch wichtig, auch nach der Ausbildung weiterhin zur Supervision zu gehen und sich da weiter zu entwickeln.
4) Jo, so läuft das. So viele Rollen wie nötig sind, um ein Familiensystem zu stabilisieren. Man ist weder verrückt, noch komisch, noch sonst was. Das hat alles Sinn und Zweck. Es ist eine Rolle, wie die Frau gesagt hat. Ebenso hat man im Leben noch diverse andere Rollen inne. Die des Papas, der Freundin, der Cousine, der Schwester, des Bruder usw. und in unterschiedlichen Konstellation sind unterschiedliche Rollen sinnvoll um das Gesamtkostrukt zu stützen bzw. bestimmte Werte einzubringen, oder bestimmte Verhaltensweisen zu korrigieren. Nennt sich auch systemische Familientherapie. Damit arbeite ich häufig. Man nimmt die Rolle einer Elternfigur ein und korrigiert gewalttätiges, böses, oder schädigendes Verhalten, indem man gesunde Werte und Verhaltensalternativen vorlebt. Dafür muss man in die Familien gehen und sich da einbringen und involvieren und therapeutisch-beratend tätig werden. Die Probleme ergründen und daran mit den Betroffenen arbeiten. Das ist eine jahrelange Arbeit, da Menschen sehr langsam umlernen und meist eher situationsbasiert dazu lernen durch Erfahrungen und Erlebnisse und nicht indem man ihnen erzählt, was sie besser machen sollen. Sondern indem man es mit ihnen zusammen macht.
Ich arbeite halt ohne Zertifikat in meiner großen Familie, mit Bekannten, Verwandten und in großen Gruppen. Ich habe bei meinem Psychotherapeuten sehr viel gelernt. Nach drei Jahren war ich austherapiert, aber wir sind trotzdem in Kontakt geblieben und dann habe ich zwei Jahren lang mit ihm zusammen noch Situationen analysiert bezüglich meiner Arbeit und Bekannten und dergleichen. So gesehen haben wir als Kollegen zusammen gearbeitet. Da ich kein Abi habe und das sehr lange dauern würde das nachzuholen und dann noch zu studieren und zu promovieren, mache ich das als natürliches Hobby so nebenbei, weil ich einen sehr analytischen Verstand habe. Hin und wieder haben wir uns ca alle 6 Wochen gesehen und haben Teamgespräch gehalten, was es Neues gibt und was sich verändert hat. Ich wäre wirklich unheimlich gerne Therapeutin geworden. Aber da mein Leben nicht optimal verlaufen ist, mache ich das so nebenbei. Es ist mittlerweile wirklich viel besser geworden. Also mache ich alles richtig im Grunde 😁
5) Bemerkenswert fand ich, dass Du in den älteren Videos gesagt hast, dass sexueller Missbrauch im Kloster, in der Schule, in den Sportclubs eigentlich keine Rolle spielt in Japan.
Ich selbst habe das Gefühl, dass Problem hier in Deutschland (bzw. der westlichen Kultur?) ist möglicherweise unter anderem, dass es generell an Distanz zwischen Menschen fehlt. Es ist opportun, anderen möglichst nahe sein zu wollen und man verspricht sich davon ein Gemeinschaftsgefühl, was oft über eine Überemotionalisierung getragen wird. Die Folge ist, dass das
Bewusstsein und auch das Gespür für eine gesunde Distanz und den Abstand zwischen den Menschen wenig ausgeprägt ist ... eben auch zwischen Lehrer und Schüler, Trainer und Sportler, zwischen Kindern und diversen Aufsichtspersonen.
Beide Seiten sind es gewohnt, schnell große Nähe zuzulassen und es gibt keinen Kodex, keine gesellschaftliche Konvention, die eine gewisse Distanz festlegt und nach dem man instinktiv auch handelt.
Eine Distanz, die nicht ja nicht nur das Opfer, sondern auch den Täter (vor seiner Tat) unter Umständen schützen würde...
Dunjas YT-Kanal: @dunjavoos1971
Spendenlink? Danke, dass Du fragst: muhode.hatenab...
#zen
#psychotherapie
#liebe
Негізгі бет Fehlt uns Distanz? (Zoom-Gespräch mit Dunja Voos ⑥)
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