Plenum der Frankfurter Paulskirche zum Kleinen Stadtgeläut.
Disposition:
1 fis°+1, 8.590 kg, 2.266 mm, 1987 Glocken- und Kunstgießerei, Karlsruhe - Bürgerglocke
2 h°+1, 3.690 kg, 1.689 mm, 1987 Glocken- und Kunstgießerei, Karlsruhe - Stadtglocke
3 cis¹+6, 1.755 kg, 1.466 mm, 1998 Gebr. Rincker, Sinn - Jubiläumsglocke
4 e¹+10, 970 kg, 1.187 mm, 1685 B. Schneidewind, Frankfurt - Barfüßerglocke
5 g¹+1, 500 kg, 981 mm, 1830 Gebr. Barthels & Mappes, Frankfurt - Dankesglocke
6 h¹+5, 437 kg, 860 mm, 1987 Glocken- und Kunstgießerei, Karlsruhe - Lutherglocke
Mit insgesamt 15.942 kg ist das Geläut das zweitschwerste in Frankfurt. Obwohl passend, waren die beiden kleinen Glocken nicht in Paul Smets Planungen enthalten und schweigen daher immer beim Großen Stadtgeläut. Die Glocken 2-4 läuten 30 min während des Stadtgeläuts, die Bürgerglocke darf dabei schon 5 min vorher anläuten und meistens gemeinsam mit der Gloriosa 5 min nachläuten. Das Plenum erklingt nur an speziellen Sonntagen mittags sowie zum Kleinen Stadtgeläut.
Um 1300 erhielt die Barfüßerkirche einen Dachreiter, in dem vermutlich nur eine Glocke hing (dazu im Chor eine Uhr mit zwei Schlagglocken). 1685 goss der Nürnberger Benedict Schneidewind, zu dieser Zeit noch Anfänger in seinem Metier und in Frankfurt, eine gesprungene Glocke um. Beim Abriss der Kirche wurden die Glocken eingelagert. Nachdem die kleinste der zu diesem Zeitpunkt vier vorhandenen Glocken sprang, gab der Frankfurter Rat 1829 ein neues Geläut in Auftrag. Die mittlere Glocke kam zur Deutschordenskirche, die große Glocke wurde in das neue Geläut integriert, das Carl Mappes von Gebr. Barthels & Mappes als Nachfolger der Familie Schneidewind und letzter Frankfurter Glockengießer schuf. Die Dispo lautete wie folgt:
1 cis¹, 1.830 kg, 1.470 mm, 1830 Barthels & Mappes - Christusglocke
2 e¹, 970 kg, 1.187 mm, 1685 B. Schneidewind - Barfüßerglocke
3 g¹, 500 kg, 984 mm, 1830 Barthels & Mappes - Dankesglocke
4 h¹, 220 kg, 720 mm, 1830 Barthels & Mappes - Lutherglocke
Dieses Geläut ist beim DGM in einer Schallplattenaufnahme zu hören: glockenmuseum....
Im WWI blieb das Geläut ob seines Kunstwerts erhalten. Im WWII mussten jedoch die Christus- und die Dankesglocke abgegeben werden. Die Barfüßerglocke wurde gegen eine gleich große jüngere Glocke der Peterskirche getauscht. Sie überstand dort auch den Brand, während die Lutherglocke im Feuer der Paulskirche schmolz. Die beiden anderen Barthels & Mappes-Glocken kamen 1947 unversehrt aus Hamburg zurück, wurden aber nicht eingebaut, da die Kirche in neues Geläut erhalten sollte. Eine Stiftung der Handelskammer der britischen Besatzungszone ermöglichte die Beschaffung einer mächtigen Stahlglocke as° (jedoch in der V12-Rippe) und eine der Evangelischen Kirche in Thüringen den Guss von vier Bronzeglocken f¹ as¹ b² des² bei Schilling in Apolda. Alle fünf Glocken wurden jedoch als musikalisch misslungen kritisiert. Also brachte man die Christusglocke doch wieder in den Turm, die Dankesglocke dagegen kam ins Historische Museum. Dort tauchte auch die Barfüßerglocke auf, die man beim Wiederaufbau der Peterskirche 1965 entdeckt hatte und nicht zuordnen konnte. Die Nachkriegsglocken wurden aus klanglichen Gründen ab den 1980er-Jahren nicht mehr geläutet. Irgendwann zwischendurch sollen angeblich noch ganz spezielle von Georg Appun in einer Sonderrippe (ähnlich Orchesterglocken, aber mit Wolm) konstruierte Glocken hier probeweise geläutet haben. Zumindest hatte Appun welche für die Paulskirche geplant.
Bewegung kam in die Glockengeschichte, als 1987 der Plan des GSV Paul Smets von 1954 für das Frankfurter Stadtgeläute fertig gestellt wurde. Endlich kamen die Nachkriegsglocken ins Museum, und in Karlsruhe entstand eine Bürgerglocke mit der Inschrift „BÜRGERGLOCKE HEISSE ICH / DER BÜRGER RECHTE KÜNDE ICH / DIE KARLSRUHER GLOCKENGIESSEREI GOSS MICH 1987“ und Bildern der deutschen Geschichte von 1848-1949 von Harry MacLean. Die neue Stadtglocke mahnt die Kriegstoten und die Zerstörung der Stadt, die neue Lutherglocke ist in Schlagton, Inschriften und Verzierung eine Kopie der alten von 1830. Leider wurde der Holzglockenstuhl von 1987 beim Stadtgeläut am Pfingstsamstag 1997 möglicherweise durch einen zu langen Vorschwung des Klöppels der Bürgerglocke und eine fehlerhafte elektronische Steuerung beschädigt; als Resultat stürzte die alte Christusglocke ab und wurde von der Bürgerglocke zertrümmert. Auf eine Schweißung der Bruchstücke der alten Glocke wurde hauptsächlich aus Termingründen verzichtet. Rincker goss daraufhin 1998 die gleich schwere Jubiläumsglocke (1848-1998), jedoch in einer modifizierten Gruhl-Rippe mit Untermollsexte anstatt der für Barthels typischen Dur-Septim-Rippe. Auch die grafische Gestaltung ist fragwürdig, so ist etwa anstatt des Reichsadlers der Frankfurter Stadtadler und das auch noch in der Variante einer Karikatur zu finden. Seitdem besteht jedenfalls die heutige Disposition.
Негізгі бет Frankfurt (F) - Paulskirche - Plenum
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