Präsentiert wird eine Turmaufnahme des äußerst wertvollen Geläutes der evangelischen Dorfkirche St. Bonifatius zu Großburschla. Großburschla ist ein kleines Dorf an der niedersächsisch-thüringischen Grenze und direkt an der Werra gelegen.
Die evangelische Dorfkirche St. Bonifatius ist heute eine umgebaute Stiftskirche. Der erste romanische Kirchenbau wurde bei einem Brand 1008 zerstört und in der Zeit um 1130 bis 1150 wiedererrichtet. Landgraf Albrecht der Entartete von Thüringen erwies sich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als ein Förderer des Stiftslebens. Als er 1290 die Eisenacher Marienkirche zur Kollegiatskirche erhob, schenkte der das Patronatsrecht dem Stiftskapitel von Großburschla. Die Stiftskirche war mit einer Anzahl von Altären ausgestattet, und Priester wie Laien beteiligten sich an der Förderung der Gottes- und Heiligenverehrung, was besonders zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine Bereicherung in den gottesdienstlichen Formen bewirkte. Seit etwa 1800 fand die ehemalige Stiftskirche von Großburschla als Pfarrkirche Verwendung. Obwohl sie umgebaut und verschiedentlich erneuert wurde, sind heute noch viele Architektururteile vorhanden, die in die Zeiten ihrer bewegten Vergangenheit zurückreichen. Seit jener Zeit unterhielt das Stift auch Beziehungen zu der Herrschaft Treffurt, die zusätzlich nutzbringend waren.
Veränderungen von diesem Gotteshaus erfolgten im 14. Jahrhundert und nach dem dreißigjährigen Krieg. Eine in den Jahren 1965-1968 durchgeführte bauarchäologische Untersuchung und Restaurierung der Kirche brachte viele Details der ursprünglich romanischen Baufassung zum Vorschein.
Der Glockenturm trägt ein nahezu unbekanntes, aber dennoch außerordentlich wertvolles Geläut, wenn nicht sogar mit das wertvollste Geläut des Bundeslandes Thüringen. Der heutige Bestand besteht aus fünf Glocken, wovon vier historisch sind und in der Zeit von etwa 1200 bis ungefähr 1517 gegossen wurden. Die kleinste Glocke ist die älteste Glocke des Geläutes. Sie trägt keine Innenschrift und wurde in einer Übergangsrippe des Bienenkorbes gegossen. Das zeigt deutlich ihre sehr langgezogene Form. Besonders ins Auge sticht aber die größte Glocke des Geläutes. Sie wurde 1502 von einem unbekannten Meister gegossen und ist von einer herausragenden Qualität. Sowohl der Klang ist hier besonders für diese Zeit, als auch die überaus aufwendige Zier auf Glockenmantel, Haube und Krone. Verschiedene Zierbänder, Wappen, Darstellungen und Buchstaben - welche alle besonders deutlich herausgegossen sind - schmücken das wertvolle Instrument. Damit setzt diese Glocke eigene Maßstäbe der Glockengießerkunst aus dieser Zeit. Die mittlere Glocke wurde in etwa der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, ebenfalls von einem unbekannten Gießer, gegossen. Auch sie ist ein gerade klanglich außerordentlich interessantes Instrument. Die zweitkleinste Glocke des Geläutes wurde wahrscheinlich im Jahr 1517 von Franziskus Kersten gegossen, jedoch ist diese Information zu dem jetzigen Zeitpunkt noch nicht bestätigt. 1925 ergänzte Franz Schilling aus Apolda die zweitgrößte Glocke des Geläutes. Sie stellt damit das nahezu einzige moderne Instrument in diesem Ensemble dar.
Somit trägt der Turm von Großburschla ein äußerst charaktervolles und klanglich so einzigartiges Geläut, das es definitiv zu den wertvollsten unseres Landes gezählt werden darf.
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DIE LÄUTEGLOCKEN:
Glocke 1 (Gloriosa) | g'+3 | 831kg | d=1.067mm | 1502, unbezeichnet
Glocke 2 (Maria) | b'+11 | 360kg | d=835mm | 1925, Franz Schilling (Apolda)
Glocke 3 | ces''+7 | ca. 260kg | d=767mm | 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, unbezeichnet
Glocke 4 | es''+3 | 176kg | d=652mm | 1517?, Franziskus Kersten?
Glocke 5 | as''+8 | ca. 60kg | d=495mm | um 1200, unbezeichnet
Disposition: g-b'-ces''-es''-as'' (eigenständiges Motiv)
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Quellen: Wikipedia; Gemeindeseite; Website Kirchenkreis-MH; Tonaufnahmen/Bilder/Videos: J.R.
~Weitere Informationen zum Geläut: -
~Weitere Informationen zur Kirche: www.kirchenkre...
Ein ganz großes Dankeschön geht an Herrn Philipp für den tollen und ausführlichen Tag im Eichsfeld und die Ermöglichung der Aufnahmen. Des Weiteren danke ich allen Zuständigen der jeweilige Gemeinde für die zusätzliche Ermöglichung der Aufnahmen, sowie Jörn und Hendrik für die Begleitung und die Unterstützung.
Glockentürme und Glockenstuben sind keine öffentlicher Zugang. Diese Aufnahme wurde organisiert und die Videos unter der Einverständniserklärung der jeweiligen Gemeinde erstellt und veröffentlicht.
Bei der Verwendung meiner Videos bin ich als Urheber darüber in Kenntnis zu setzten. Ebenfalls benötigt der User anschließend meine schriftliche Genehmigung für die anschließende Verwendung der Aufnahmen.
(c) Angelusglocke 2021
Aufnahmedatum: Dienstag, 27.07.2021 im Rahmen eines Sonderläutens.
Inventarisation: Donnerstag, 28.10.2021 durch A.P., H.H., J.B., J.R.
Негізгі бет Großburschla [D.-WAK] - Glocken der ehm. evang. Stiftskirche St. Bonifatius, Geläutepräsentation
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