1703 legten die Jesuiten, nachdem sie 1622 ein erstes Mal nach Heidelberg kamen, den Grundstein zu ihrem Kollegiengebäude. Jedoch wurden diese erst 1732 abgeschlossen. Mit der Jesuitenkirche wurde 1712 begonnen. 1717 wurden die Bauarbeiten vorübergehend eingestellt, nachdem der Kurfürst Johann Wilhelm starb und der neue Kurfürst Carl Philipp seine Residenz nach Mannheim verlegte, wobei er den Bau der dortigen Jesuitenkirche unterstützte. Die Kirche wurde provisorisch abgeschlossen und als Kapelle genutzt. Erst 1749 wurde der Bau wieder aufgenommen und 1759 abgeschlossen. 1773 schliesslich wurde der Jesuitenorden aufgehoben, die Kirche diente fortan säkularen Zwecken, nachdem sie kurz von den Lazaristen genutzt wurde. Dies dauerte an bis 1809, in dieser Zeit wurde sie vor allem als Lazarett genutzt. 1809 erhielten die Katholiken die Jesuitenkirche als Pfarrkirche. Von 1868-1872 wurde der 77m hohe Turm erbaut.
1870 erhielt der Turm sein erstes Geläut, welches von Carl Rosenlächer in einem typischen Dur-Akkord gegossen wurde. Es hatte die Disposition b° d' f' b' d''. Im 2. Weltkrieg wurden alle Glocken bis auf die kleinste Glocke eingezogen. Nach dem Krieg konnte man die grosse Piusglocke aus Hamburg zurückführen und sie läutete einige Jahre mit der kleinste Glocke des alten Geläuts alleine vom Turm. Als man ein neues Geläute anschaffen wollte, kam aufgrund der umgebenden Kirchen eine Rekonstruktion des alten Geläuts nicht in Frage. So wurde die kleinste Glocke überflüssig und sie wurde unter unbekannte Umständen in die Kapelle in Salem-Neufrach verbracht. Meister Friedrich Wilhelm Schilling goss schliesslich 7 neue Glocken für die Jesuitenkirche in einem Dur-Moll-Akkord, wobei die grosse Piusglocke das Geläute fundiert. Sie verteilen sich über zwei Glockenstuben. 1980 gab es noch eine Erweiterung um 2 Glocken nach oben, diese hängen in den Schallfenstern der unteren Glockenstube, sollen aber in nächster Zeit zu den 4 kleineren Glocken in der oberen Glockenstube verlegt werden. Das volle Geläute aller 10 Glocken erklingt nur ein 2 Mal im Jahr, nämlich zum ökumenischen Weihnachtsläuten am 25.12. und zum Neujahrseinläuten um Mitternacht. Ansonsten finden sich eigentlich nur Variationen des Halbtons f' oder ges' zu den verschiedenen Hochfesten. Die Schillingglocken sind von sehr grosser Klangkraft, gerade durch ihre schweren Rippen wird die historische Piusglocke etwas erdrückt, mag sich aber dennoch einigermassen gut durchsetzen und gibt dem Geläute Farbe. Sicher hilft ihr dabei, dass sie für eine b° 4 Tonnen wiegt. Anzumerken ist auch die hohe Meisterschaft von Schilling die Glocken exakt auf die Piusglocke abzustimmen, eine Meisterleistung für die damalige Zeit.
Daten zum Geläut:
Disposition: b° des' es' f' ges' as' b' des'' es'' f''
Gussjahre: Glocke 1 1870 von Carl Rosenlächer, Glocke 2-8 1959 von F. W. Schilling, Glocke 9+10 von Heidelberger Glockengiesserei
Glocke 1 (Piusglocke)
Ton: b° -5
Durchmesser: 1874mm
Gewicht: 4080kg
Glocke 2 (Salvator resurgens)
Ton: des' -4
Durchmesser: 1608mm
Gewicht: 2846kg
Glocke 3 (Sanctus Spiritus)
Ton: es' -5
Durchmesser: 1418mm
Gewicht: 1980kg
Glocke 4 (Sancta Maria)
Ton: f' -5
Durchmesser: 1259mm
Gewicht: 1385mm
Glocke 5 (St. Michael)
Ton: ges' -3
Durchmesser: 1186mm
Gewicht: 1147kg
Glocke 6 (St. Johannes)
Ton: as' -4
Durchmesser: 1048mm
Gewicht: 820kg
Glocke 7 (Beatus Bernardus)
Ton: b' -5
Durchmesser: 1034mm
Gewicht: 787kg
Glocke 8 (St. Ignatius)
Ton: des'' -3
Durchmesser: 856mm
Gewicht: 466kg
Glocke 9 (St. Joseph)
Ton: es'' -2
Durchmesser: 782mm
Gewicht: 364kg
Glocke 10 (Franciscus Xaverius)
Ton: f'' -2
Durchmesser: 689mm
Gewicht: 249mm
Ein herzliches Dankeschön geht an den Kantor für die Ermöglichung der Aufnahme und das Zuschalten des Halbtons.
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Негізгі бет Heidelberg (DE - BW) Glocken der kath. Jesuitenkirche (Heilig Geist und St. Ignatius)
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