Hoch, neu Deutschland-Marsch
von Hermann Richter
wir wollen weder beschönigen noch verherrlichen, geschweige nostalgisch verklären. Auch nicht im Umkehrschluss, weil wir es schade finden, da solche Musikalien in der BR-Deutschland (mit seltenen Ausnahmen) nichts mehr im aktuellen Musikleben zu suchen haben, durch permanentes Bezichtigen "dunkelstdeutscher" Ära darauf zu verweisen, dass alles vielleicht doch nicht so schlimm war. So könnte man - relativierend betrachtet - womöglich den Eindruck gewinnen. Aber ausdrücklich betont: es war so schlimm! Und es wart schlimmer!! Und alle, die sich in den Dienst der von Hitler geprägten Nazi-Ideolgie über das bloße Mitläufertum hinaus stellten, sei ins Stammbuch geschrieben: Sie waren mindestens Mittäter für viel verbreitete Schrecken und ein Ozean voller Gräuel.
Auch dieser Marsch gehört zur so bezeichneten: "ermordeten Marschliteratur der NS-Zeit". Sein Komponist, Hermann Richter, (über dessen Lebensdaten wir so gut wie nichts wissen), war im Kompositionsjahr 1933 als Revier-Polizeimeister der Sch.P. Stabführer des Musikkorps der Schutzpolizei Berlin. Bereits 1935 finden wir ihn im Range eines Leutnants als Musikmeister; anschließend als Obermusikmeister dieses recht stattlichen Polizeimusikkorps (1:47) der Reichshauptstadt. Im Jahre 1938 (als Stabsmusikmeister im Range eines Hptm.) tauschte er mit dem sehr bekannten und schließlich ersten Musikinspizienten der Sch.P. (Major Wilhelm Schierhorn) die Plätze und übernahm das von Schierhorn bisher geleitetes Hamburger Polizeimusikkorps. Schierhorn, nach Berlin gewechselt, konnte sich somit, neben diesen Arbeiten im (späteren) Stabsmusikkorps der Sch.P. vorrangig seiner Hauptaufgabe, der eines Musikinspizienten(danch Obermusikinspizienten) widmen.
Warum gehört auch dieser im ersten Zugriff schwungvolle aber unauffällige Marsch zur besagten Marschliteratur, die wir uns zumeist nur noch über Schallplattenaufnahmen aus der Zeit nähern können?
Obwohl auf den ersten Blick sicher nicht erkennbar, am Titel liegt es wohl.
Zwar gibt es angeblich genau so viele Veröffentlichungen dieses Stücks, bei denen "Hoch, Deutschland-Marsch" im Titel steht. Er wurde aber eben auch unter dem Titel: Hoch, neu Deutschland-Marsch unters Volk gebracht. Und dieses eine Wörtchen ist ein klarer Hinweis auf ein Ereignis, das die NS-Propaganda wie kein zweites nach der sogenannten Machtergreifung vom 30. Januar 1933 ausschlachtete. Es handelt sich hierbei um den "Tag von Potsdam", der am 21. März des schicksalhaften Jahres 1933 stattfand.
Selbst ein Hochleistungskrimineller und anschließend ausgemachter Massenmörder, wie es der frischgekürte Reichskanzler Adolf Hitler letzten Endes einer war, können sich in entscheidenden Momenten in charmant-jovialer Weise zurücknehmen, sogar den vermeintlichen Kniefall proben, wenn es der Sache, vor allem der Zielsetzung - hin zur absoluten Herrschaft mit extremer in einer (seiner) Person konzentrierten Machtfülle - nützlich ist. Was geschah dazwischen und kurz zuvor?
Am 27. Februar brannte das Reichstagsgebäude. Die Konstituierung des 1. Reichstags nach der Ende Januar des Jahres erfolgten Machtübernahme wurde von den Nazi-Akteuren nun bewußt nach Potsdam in die Sitzplätze genug bietende Garnisonkirche verlegt. Hitler und Konsorten bekundeten im Zuge dieser geschickt-propagandistisch vorbereiteten Inszenierung ihre quasi Bereitschaft, den "Erneuerungswillen der NS-Bewegung" (das Neue Deutschland) in die Traditionen und Kontinuität Preußens und Preußen-Deutschland - dem Alten Deutschland, verkörpert durch Reichspräsident Hindenburg als dessen Hauptsymbol und konservativ-integritäre Erscheinung zu stellen. Scheinbar verneigte sich der Soldat des Weltkriegs (Hitler) vorm großen Feldmarschall devot und ehrfurchtsvoll. Ein Augenblick, der sich prägent in das "kollektive Volksempfinden und Volksbewußtsein" der überwiegenden Teile der Bevölkerung einbrannte und einen "Run" auf die Eintritte in die Hitlerpartei NSDAP (derart gewaltig, dass ein Aufnahmestopp bis zum Jahre 1937 verfügt werden musste) auslöste. Die Rechnung ging also am Ende auf.
Hindenburg gewährte dem "Führer" das "Ermächtigungsgesetz" und dessen weiteres Agieren mit nahezu diktatorischen Mitteln unter völliger Ausschaltung des Parlaments, dem zuletzt auch die paktierenden Erzkonservativen - durch "Gleichschaltung" - zum Opfer fielen.
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