Engelbert Humperdinck ∙ Vorspiel und „Abendsegen“
aus „Hänsel und Gretel“, Märchenspiel in 3 Bildern
Deutsche Radio Philharmonie
Dirigent: Christoph Poppen
Ruth Ziesak, Sopran
Anja Schlosser, Mezzosopran (Alt)
Congresshalle Saarbrücken ∙ Freitag, 12. Dezember 2008
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Als Richard Strauss am 23. Dezember 1893 in Weimar die Uraufführung von Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ dirigierte, begründete er eine Tradition, die bis heute anhält: Das „Märchenspiel in drei Bildern“ ist das musikalische Weihnachtsstück schlechthin. Jahr für Jahr füllt es zur Festzeit die Opernhäuser, denn Humperdinck gelang hier gleichsam die Quadratur des Kreises: Er schrieb ein Musikdrama im Wagnerschen Sinne über einen Märchenstoff und blieb dabei so volkstümlich, dass die Geschichte Kinder sofort anspricht, aber auch so anspruchsvoll, dass ihm Erwachsene mit gebannter Aufmerksamkeit lauschen.
Eingekleidet in das Raffinement spätromantischer Instrumentierung, wechseln sich in dem Stück Zitate aus echten Volksliedern mit solchen Nummern ab, die erst nachträglich zu Volksliedern wurden. Das schönste Beispiel dafür ist der „Abendsegen“, ein Gebet, wie es Kinder vor dem Schlafengehen bis heute aufsagen. Humperdinck kleidete die Verse von den vierzehn Schutzengeln, die des Nachts am Bett Wache halten, in eine Melodie von so naivem Zauber, dass man sich ihrem Reiz nicht entziehen kann. Nachträglich fand er diesen Einfall so zwingend, dass er mit ihm auch die gesamte Oper eröffnete: Vier Hörner und zwei Fagotte stimmen zu Beginn des Orchestervorspiels das Thema des Abendsegens an. Die Streicher und hohen Holzbläser treten hinzu, bis die munteren Bilder des schnellen Teils die Idylle verdrängen.
Die Naivität dieser Töne hat nichts Aufgesetztes, was sicher damit zusammenhängt, dass die Oper aus einem echten Weihnachtsspiel für Kinder hervorgegangen ist: Humperdincks Schwester Adelheid Wette wollte ihre Kinder zu Weihnachten mit einem Märchenspiel überraschen und hatte dazu den Text verfasst, frei nach dem Märchen von Hänsel und Gretel, wie es die Gebrüder Grimm erzählen. Ihren Bruder bat sie, nur einige wenige Musikstücke beizusteuern. Das Ganze, im Familienkreis aufgeführt, wurde jedoch ein so großer Erfolg, dass beide Autoren beschlossen, daraus ein Singspiel zu machen. Also begann Humperdinck mit der Erweiterung der Musiknummern und schrieb sich dabei in solche Begeisterung, dass eine abendfüllende Oper daraus wurde - sehr zur Freude aller kleinen und großen Opernfans.
Негізгі бет Humperdinck: Hänsel und Gretel / Ruth Ziesak / Anja Schlosser / Christoph Poppen / DRP
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