Im Norden, außerhalb der römischen Stadtmauern Kölns, befand sich ein römisches Gräberfeld. An dieser Stelle sind seit dem 4. Jh. Kultbauten nachweisbar. Schön früh entstand die Legende von Märtyrer-Jungfrauen aus römischer Zeit, diesen hl. Jungfrauen war bereits ein 866 an dieser Stelle erwähntes Kanonikerstift geweiht. 922 wurde ein neues Kanonissenstift errichtet, hier beginnt dann die nachvollziehbare Geschichte von St. Ursula. Die in der Kirche erhaltene, sog. Clemantius-Inschrift, in das 4. oder auch das 9./10 Jh. datiert, wird als Beweis der frühchristlichen Verehrung der hl. Jungfrauen angesehen. Die Legende der Königstochter, wohl auf einen 1893 wiedergefundenen, römischen Grabstein einer Ursula bezogen, entwickelte sich weiter und erreichte im 11-13. Jh. einen Höhepunkt, hinzu kamen 10 Jungfrauen als Begleiterinnen, ebenfalls adeliger Herkunft. Bei der Erweiterung der Stadtbefestigung 1106 stieß man auf die Gebeine der röm. Nekropole - dem überreichen Fund zu folge bestand dann irgendwann das Gefolge dieser 11 Jungfrauen aus je 1000 weiteren Jungfrauen, die bei Anlandung in Köln von den Hunnen erschlagen wurden. Die Ursulalegende hielt sogar Einzug in die „Legenda aurea“ des Jacobus de Voragine (um 1264), dem wohl meist verbreiteten, geistlichen Volksbuch des Mittelalters. Zur Zeit der Gegenreformation bekam die Ursulalegende neues Gewicht, fassbar z. B. in der 1643 gestifteten und gebauten „Goldenen Kammer“, in der der vermeintliche Reliquienschatz bildgewaltig ausgestellt ist. Das Kanonissenstift bestand bis zur Säkularisation 1802, danach wurde St. Ursula von der bisherigen Stiftspfarre St. Maria Ablaß übernommen. Heute ist St. Ursula Teil der Pfarrei St. Agnes.
Die heutige Kirche wurde im Kern vor 1150 als romanische Emporenbasilika errichtet. Wichtige Erweiterungen waren 2 neue Turmgeschosse auf dem Westbau im 13. Jh, seit 1435 mit einem gotischen Knickhelm gekrönt, der Bau des gotischen Chores, wohl 1287 geweiht und der Anbau des südlichen Marienschiffs vor 1300. Einschneidende Änderungen erfolgten in der Barockzeit/Gegenreformation. Der bis heute wahrzeichenhafte Turmhelm wurde nach dem Turmbrand 1680 aufgesetzt. Nach der Säkularisation verfiel die Kirche zusehends. Mit dem Abriss der Konventsgebäude 1865 begann eine Sanierung und Rückführung zu historischen Formen, die in der Freilegung des Hochaltares und dem Einsetzen der neuen Chorfenster bis 1894 gipfelte. Im 2. Weltkrieg wurde St. Ursula bis auf die Außenmauern zerstört. Der Wiederaufbau nach Plänen von Karl Band zog sich bis 1972 hin. Neben der hochwertigen, neuen, liturgischen Ausstattung ist vor allem die segmentbogige Holzdecke prägend, die das gotische Gewölbe des Langhauses von um 1300 ersetzt. Die letzte Generalsanierung wurde 2004 abgeschlossen.
Über das mittelalterliche Geläut liegen keine allgemeinen Informationen vor. Nach dem Turmbrand 1680 wurden durch den Kölner Gießer Laurenz Wickrath 1684 neue Glocken gegossen, lt. STENS in h° d‘ fis‘, lt. POETTGEN wurden nur 2 Glocken gegossen. Weitere Güsse für St. Ursula erfolgten 1753 (Bartholomäus Gunder, Umguss Gl. 3), 1796 (ubz.) und 1862 (Christian Claren, Umguss Gl. 2, ~1900kg).
1881 verstarb der bekannte Glockensachverständige und Pfarrer an St. Ursula, Albert Gereon Stein, der in seinen Ausführungen das „Rheinische Motiv“, den Dur-Tetrachord, als Ideal für Kirchengeläute ansah. Vielleicht auch deshalb, sicher aber im Zuge der historisierenden Sanierung der Ursulakirche wurden 1884 4 neue Glocken in der Tonfolge b° c‘ d‘ es‘ im Gesamtgewicht von 8550 kg bei François Goussel in Metz, Frankreich, gegossen. Das Geläut galt als überaus klangschön und überstand den 1. Weltkrieg. Im 2. Weltkrieg wurden die 3 kleineren Glocken abgegeben und eingeschmolzen, die große Glocke, als klangschönste Glocke des 19. Jh. im Rheinland bezeichnet, wurde 1943 bei einem Bombenangriff zerstört.
Nach einem Interim aus 2 Patenglocken wurde 1962 in der Gießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher unter Hans Hüesker ein neues Geläut gegossen, die große Glocke ist eine Stiftung des Rates der Stadt Köln. Das sechstimmige Geläut profitiert von der sehr geräumigen Glockenstube und gibt ein glänzendes Zeugnis über die Qualität der Glocken aus Gescher in jener Zeit ab.
In der Turmlaterne befindet sich ein Glockenspiel mit 11 Glocken, 2003 bei Eijsbouts, Asten (NL) gegossen.
Geläutedaten (nach Quelle 1):
Ursula a° +3, 1792 mm, 3680 kg
Maria c‘ +3, 1506 mm, 2100 kg
Kunibert d‘ +3, 1340 mm, 1400 kg
Heinrich f‘ +2, 1140 mm, 940 kg
Hermann-Joseph g‘ +3, 1010 mm, 650 kg
Hedwig a‘ +3, 900 mm, 430 kg.
Einen schönen, erklärenden Einblick in die Glockenstube bietet der Beitrag von „Engerlingraucher“ aus 2014: • Köln (D), kath. Basili...
Aufnahme: 20.10.2002 - Einläuten des Patronatsfestes.
Alle Fotos eigener Provenienz, b. B. mit ergänzenden Angaben.
Quellen: Siehe erster, markierter Kommentar.
Негізгі бет Köln - Das Geläut der Basilika St. Ursula
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