"Wenn von Naturzerstörungen, vom Klimawandel oder Umweltschutz die Rede ist, geht es sowohl in öffentlichen Diskursen als auch im wissenschaftlichen „Mainstream“ zumeist um Fragen der technischen „Beherrschbarkeit“ von Natur. Dabei wird insbesondere die Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz thematisiert und über politische Forderungen oder über normative und moralische Leitbilder gesprochen, aus denen die Schonung der Natur folgen soll.
Eine zumeist ausgeblendete oder verkürzt gestellte, aber unerlässliche Frage, ist die nach den politisch-ökonomischen Ursachen bisheriger Naturzerstörungen. Oder anders gefragt: In welchem Zusammenhang stehen die Praxis des kapitalistischen Systems und die Logiken, die ihr zugrunde liegen, mit den gegenwärtigen Prozessen des Raubbaus an der Natur und der Vernichtung der natürlichen Lebensgrundlagen?
Athanasios Karathanassis ist Politikwissenschaftler, promovierter Soziologe und Lehrbeauftragter am Institut für Soziologie der Leibniz Universität Hannover und der Universität Hildesheim. Sein aktuelles Buch „Kapitalistische Naturverhältnisse - Ursachen von Naturzerstörung“ ist in diesem Jahr erschienen.
Der Vortrag am 9. Juni 2015 im Hörsaal 23 des Kupferbau an der Universität Tübingen wurde organisiert von der Antispeziesistischen Aktion, der linken Liste / [‘solid].SDS und der Grünen Jugend. Die Kosten der Veranstaltung wurden zum größten Teil vom Tübinger Studierendenrat finanziert. "
(Text, Quelle & MP3: www.freie-radios.net/70989 | CC BY-NC-SA 2.0 DE | Weitere Informationen: tuebingen.solid-sds.de/linksj...)
Kapitalistische Naturverhältnisse - Ursachen von Naturzerstörungen
Begründungen einer Postwachstumsökonomie von Athanasios Karathanassis:
www.vsa-verlag.de/nc/detail/a...
"Die Beziehung zur Natur ist eines der grundlegenden Verhältnisse, die Menschen eingehen müssen, und unersetzbare, in allen menschheitsgeschichtlichen Phasen existierende Grundlage aller weiteren Verhältnisse. Hierbei ist die (Kultur)Geschichte der Menschheit, wesentlich durch ökonomische Praxis, notwendig mit Naturprozessen verbunden, denn die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse erfordert die Nutzbarmachung ihrer Umwelt. Der Gebrauch von Stoffen ist eine ›Schnittstelle‹ von Ökonomie und Natur und je entwickelter hierbei menschliche Arbeit und die zur Verfügung stehenden Werkzeuge bzw. Techniken sind, desto weiter- und tiefergehender lässt sich die äußere Natur verändern, was für die Natur nicht folgenlos bleibt.
Wenn es um Naturzerstörungen und kapitalistisches Wachstum geht, muss das Verhältnis von kapitalistischen Ökonomien und Naturprozessen thematisiert werden. Dieses Vorhaben erfordert allerdings - neben der Darlegung eines zusammenhängenden Strukturaufbaus und der Erläuterung des wissenschaftsmethodischen Herangehens - eine Konkretisierung und Spezifizierung der Inhalte, sodass vor der Auseinandersetzung mit dem Gegenstand eine nähere Bestimmung bzw. Eingrenzung des o.g. Verhältnisses erfolgen muss. Ökonomisches Wachstum war bisher nur relativ selten Gegenstand kapitalismuskritischer Reflektionen, denn die mit der Industriellen Revolution neu entstandenen Wachstumspotenziale gelten bis heute generell als Menschheitsfortschritt. Kritik an den mit der Industrialisierung sich entwickelnden kapitalistischen Verhältnissen und Strukturen1 war traditionell und wesentlich eine an den sozialen und materiellen Verhältnissen, wie z.B. an der damit zusammenhängenden Verteilung des wachsenden Reichtums und an den Arbeitsbedingungen, denn mit dem wachsenden Reichtum wuchs zugleich massenhafte Armut, und mit produktiveren Arbeitsprozessen entwickelten sich auch entmenschlichte Arbeitsbedingungen. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der meisten Menschen waren also Anlass genug für Kritik an gesellschaftlich-ökonomischen Verhältnissen." (Zitiert aus dem o.g. Buch, Einleitung, S. 11)
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Негізгі бет Kapitalismus, Wachstum & Naturzerstörung - Ein Vortrag von Dr. Athanasios Karathanassis (2015)
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