„Wir haben mit größtem Vergnügen zwei Aufführungen von Bendas Medea besucht. Nichts hat mich je mehr beeindruckt! Die Verbindung von Prosa und Musik ist höchst erfreulich. Benda ist einer meiner Lieblingskomponisten.“ So schrieb der junge Wolfgang Amadeus Mozart an seinen Vater, als er eine Aufführung der Medea in Mannheim erlebte. Im 18. Jahrhundert bezeichnete man mit dem Begriff „Melodrama“ eine Form, die für damalige Verhältnisse avantgardistisch genug war, um das Genie des jungen Wolfgang zu beeindrucken: ein Theaterstück mit musikalischer Begleitung, aber mit Rezitationen anstelle von Gesang.
„Hier lieg ich und fleh um Rache auf Jasons Haupt!“ schreit Medea, die Verlassene. Jason, Vater ihrer Kinder, den sie einst so leidenschaftlich liebte, der erst durch ihre Kraft zu Macht und Herrschaft gelangte, hat sie verstoßen für eine andere Frau. Doch Medea hasst so leidenschaftlich, wie sie liebt. Ihre Rache bringt nicht nur dem Königspaar Jason und Kreusa den Tod, sondern lässt sie zur Mörderin der eigenen Kinder werden. Wie kann eine liebende Mutter solche Gräueltaten begehen? Welche Kämpfe toben in Medeas Innern? Seit Jahrtausenden machen Fragen wie diese die antike Tragödie nach Euripides zu einem beliebten Theaterstoff.
Im ersten Teil des Programms gehen dem Melodram Medea drei Orchesterwerke voran. Der Ouvertüre zu Händels Teseo aus dem Jahr 1712 folgt das rund zehnminütige Stück Five more steps until you fall asleep aus dem Jahr 2008 von Giorgios Koumendakis (*1959) in einer Einrichtung für ein barockes Kammerorchester. Koumendakis ist einer der profiliertesten Komponisten seiner Generation. Für sein Schaffen wurde er unter anderem mit dem Prix de Rome ausgezeichnet, einem seit 1663 verliehenen Kunstpreis, mit dem zuvor schon zahlreiche prominente Komponisten geehrt worden sind - so etwa Claude Debussy 1884. Einem weltweiten Publikum wurde Koumendakis bekannt, als er die Musik für die Eröffnungs- und die Abschlusszeremonie der olympischen Sommerspiele 2004 in Athen konzipierte und leitete. Von Giorgios Kouroupos (*1942) stammt das Lamento - Concerto grosso. Musikalisch inspiriert von Händels Concerti grossi vertont er hier drei pessimistische Gedichte des englischen Dichters William Blake (1757-1827) für Mezzosopran und Barockorchester. Mit seiner monologisch geprägten Haltung schlägt dieses 2013 uraufgeführte Werk einen weiteren Bogen zwischen Medea und der Gegenwart.
Besetzung:
Eva Vogel | Rezitation - Medea
Lena Sutor-Wernich | Mezzosopran
FestpielOrchester Göttingen
George Petrou | Musikalische Leitung
Programm:
00:22
Georg Friedrich Händel
Ouverture aus Teseo (HWV 9)
05:18
Giorgos Koumendakis (* 1959)
Five more steps until you fall asleep
18:46
Giorgos Kouroupos (* 1942)
Lamento - Concerto grosso
39:01
Georg Anton Benda
Medea
Text von Friedrich Wilhelm Gotter
Негізгі бет Музыка Medea | 25.5.2023 | Int. Händel-Festspiele Göttingen
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