Aufzeichnung der MOSSE LECTURE von Marcel Beyer am 19. Januar 2023:
»Die Stimme bleibt fremd. Die Stimme bleibt in Bewegung. Bis Gütersloh«
Einführung und Gespräch: Lothar Müller.
zum Vortrag:
Im Jahr 1877 macht der Phonograph die Stimme unabhängig von ihrer Quelle, dem menschlichen Körper. Stimmen beginnen zu reisen, sie reisen weiter und intensiver, als es Menschen bis heute tun. Sie reisen ihren Quellen voraus, mitunter ist es, als wären sie Vorboten der körperlichen Präsenz: Erst erreicht die Stimme von Elvis Presley Westdeutschland, dann trifft er selbst am 1. Oktober 1958 in Bremerhaven ein. Und eine Stimme reist noch lange umher, nachdem der Mensch, dem sie gehörte, auf einer Reise den Tod gefunden hat wie etwa der serbische Sänger Šaban Šaulić im Februar 2019 bei der Rückfahrt von einem Auftritt auf der A2 bei Gütersloh.
Über den Referenten:
Marcel Beyer - Schriftsteller, Herausgeber und Musikkritiker; Beyers literarisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet, darunter 2016 mit dem renommierten Georg-Büchner-Preis; viele seiner Schriften eint die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus und den Möglichkeiten ihrer poetischen Verarbeitung; häufig fällt dabei der menschlichen Stimme sowie dem Akustischen im Allgemeinen eine große Bedeutung zu - so u.a. in dem Roman »Flughunde« (1995), der von den Tonaufzeichnungen eines Akustikers und Stimmforschers während der NS-Zeit erzählt; Tondokumente als Zeitzeugen und gleichzeitig Akteure einer Jetztzeit spielen auch in dem Gedichtband »Falsches Futter« (1997) sowie der Essay-Sammlung »Das blindgeweinte Jahrhundert. Bild und Ton« (2017) eine Rolle; zuletzt erschien der Gedichtband »Dämonenräumdienst« (2020).
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