Schauspieler und Liebling der Frauen: O.W. Fischer wird 85 Jahre alt
Hans-Hermann Kotte
BERLIN, 31. März.2000 Für manche Kinder kam er in den 50er-Jahren gleich nach Konrad Adenauer. O. W. Fischer, ein Held, ein Traumvater, eine Identifikationsfigur. Ein Mann, der ein Flair von weiter Welt hatte und Modernität ausstrahlte. O. W. Fischer war nicht so spießig wie Heinz Rühmann, nicht so bodenständig wie Rudolf Prack, aber auch nicht ganz so mysteriös wie Peter van Eyck. Ein Tausendsassa.
Er spielte Bergsteiger, Ingenieure und Reporter. Er spielte Liebhaber, Bonvivants und Prinzen. Das taten auch seine Kollegen, doch es war diese Mischung aus Charme und Exzentrik, Ironie und Verletzlichkeit, die O. W. Fischer auch für die Anti-Helden prädestinierte: Deserteure, Diebe, Grübler, Hochstapler.
Ein süßes Grübchen Der Österreicher war ein Frauenliebling. Seine Markenzeichen: Ein unwiderstehliches Augenzwinkern und ein süßes Grübchen wie bei Cary Grant. Das volle Haar, die erotische Nuschelstimme und die rasant geschneiderten Anzüge waren da schon beinahe nebensächlich. Starallüren hatte er auch nicht zu knapp, immer wieder gern erzählte er, nur wegen der guten Bezahlung Schauspieler geworden zu sein.
Otto Wilhelm Fischer wird am heutigen Sonnabend 85 Jahre alt. Manche wird das überraschen, sie mögen O. W. längst abgeschrieben haben. Schließlich hatte Fischer schon Mitte der 60er-Jahre begonnen, sich vom Filmgeschäft zurückzuziehen. Er trat nur noch gelegentlich in Fernsehspielen oder im Theater auf. Stattdessen widmete er sich in seiner Villa im Tessin der Gemeinsamkeit mit der zwölf Jahre älteren Schauspielerin Anna Usell - und immer mehr auch dem Studium von Psychologie, Philosophie, Religion und Metaphysik.
Nachdem seine Ehefrau 1985 gestorben war, sah man Fischer nur noch dreimal in TV-Filmen, zuletzt 1990. Die letzte Skandal-Schlagzeile datiert aus dem Jahre 1996. Da sollte O. W. auf dem Wiener Opernball seiner Tischdame einige Sekunden oder länger ans Knie gefasst haben. Kommentar des alten Herrn: "Früher wurde ich selbst begrapscht. Ich bin ein sehr erotisches Geschöpf. " Regelmäßig zu jedem Geburtstag lässt sich der Ex-Filmstar von den Medienleuten besuchen. Denn "man bekommt gewisse Entzugserscheinungen, wenn die Leute gar nicht mehr über einen reden. " Ein souveräner alter Mann präsentiert dann seine esoterische Welt. Weissbärtig, mit bunten Schals und schräg sitzendem Strohhut spricht er über die "Suche nach dem letztlich Unerforschlichen", die "Definition des Nichts", über "Kreistheorie" oder "Allhypnose". Fischers Schrulligkeiten sind Legende. Kater Poldi wurde in einem Glassarg bestattet, die Urne mit der Asche seiner Ehefrau steht schon seit 15 Jahren neben seinem Bett ("Liebende lassen sich nicht trennen"). Beide "Lieblinge", sagt Fischer, erschienen ihm immer wieder als Geister.
Негізгі бет O.W.Fischer Interview 1999
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