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Soll ich eine Stelle in der Psychiatrie annehmen?
A.: Hallo B. Stell dir vor, ich habe eine Stelle in der Psychiatrie angeboten bekommen. Was meinst
du? Das wäre doch eine tolle Sache. Mir wird die Arbeit hier oft zu schwer. Meine Knochen tun mir
abends weh - dort hätte ich weniger körperliche Belastung.
B.: Hallo A. das klingt ja toll. Aber hast du dir das wirklich gut überlegt? Die körperliche Belastung ist
zwar geringer, dafür ist die psychische Belastung umso höher. Du hat es meist mit schwierigen
Menschen zu tun und das über einen langen Zeitraum. Wir haben auf Station zwar auch mal einen
unangenehmen Patienten, aber der ist dann in ein paar Tagen wieder weg.
A.: Das ist schon richtig. Aber es ist doch gerade die Aufgabe in der Psychiatrie, den Menschen bei
ihren Problemen mit sich selbst und mit anderen Menschen zu helfen. Man kann in der Zeit eine
engere Beziehung aufbauen und versteht dann vielleicht, warum sie so abweisend sind. Die
Begleitung der Patienten ist doch auch schön.
B.: Das kann schön sein, aber es kann auch zur Belastung werden. Denk doch mal daran, wie dankbar
viele unserer Patienten sind, wenn sie geheilt wieder nach Hause dürfen. Wie viel Freude wir sehen.
Psychisch erkrankte Patienten sind komplizierter und sind nicht unbedingt dankbar. Sie können auch
sehr aggressiv werden und verletzend. Da fällt es doch schwer, unberührt zu bleiben. Das nimmst du
doch dann mit in den Feierabend.
A.: Das ist hier doch nicht viel anders. Auch auf Station gibt es immer wieder Ereignisse, die belastend
sind. Nicht jeder kann geheilt werden. Wenn jemand stirbt nimmt uns das doch auch immer mit. In
der Psychiatrie gibt es nicht so viele Todesfälle.
B.: Aber wenn es einen gibt, wenn sich zum Beispiel einer deiner Patienten das Leben nimmt, dann
steckst du da viel tiefer drinnen. Dann machst du dir Vorwürfe, ob du etwas falsch gemacht hast.
Überhaupt sind doch Heilungserfolge nur schwer zu erkennen. Du weißt nie, ob es einen Rückfall
gibt. Du brauchst viel Geduld und kannst nicht einfach eine Akte zumachen. Es gibt keinen richtigen
Abschluss und damit kann kein Abstand gewonnen werden.
A.: Den Abstand zu den Patienten kann ich ganz gut einhalten. Schließlich handelt es sich um
selbständige Personen. Sie sind in nicht so abhängig von mir, wie die kranken Patienten auf Station.
Das ist doch auch entlastend. Wenn jemand schwer krankes gepflegt werden muss, ist doch jeder
Handgriff zweimal zu überdenken: - sind das die richtigen Medikamente zur richtigen Zeit in der
richtigen Dosierung; - habe ich bei der Übergabe alles richtig weitergegeben. Davon hängt das Leben
des Menschen ab. Das nehme ich auch mit in den Feierabend.
B.: Da hast du auch recht. Aber ich liebe die Abwechslung hier auf Station. Es kommen immer wieder
neue Menschen, nette und weniger nette. Und dann gehen sie meistens geheilt und dankbar wieder
nach Hause. Die positiven Erlebnisse überwiegen bei mir. Aber das musst du selbst entscheiden, ob
du den Arbeitsplatz wechseln möchtest. Du würdest mir fehlen. Also - bis morgen!
A.: Bis morgen - komm doch auch zur Psychiatrie - dann bleiben wir zusammen!
Dr. Anke Elisabeth
Негізгі бет Ойын-сауық Pausengespräch mit Elena Wermuth
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