Rainer Maria Rilke
Da dich das geflügelte Entzücken
Gelesen von Rose McHarel
Da dich das geflügelte Entzücken
über manchen frühen Abgrund trug,
baue jetzt der unerhörten Brücken
kühn berechenbaren Bug.
Wunder ist nicht nur im unerklärten
Überstehen der Gefahr;
erst in einer klaren reingewährten
Leistung wird das Wunder wunderbar.
Mitzuwirken ist nicht Überhebung
an dem unbeschreiblichen Bezug,
immer inniger wird die Verwebung,
nur Getragensein ist nicht genug.
Deine ausgeübten Kräfte spanne,
bis sie reichen, zwischen zwein
Widersprüchen … Denn im Manne
will der Gott beraten sein.
Rainer Maria Rilke war ein bedeutender österreichischer Dichter, der sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch schrieb. Seine nachdenklich stimmenden, oft religiösen Gedichte, die 1905 im "Stundenbuch" veröffentlicht wurden, verschafften ihm große Popularität. Sein Werk, das Reflexionen über Transzendenz und Existenz enthält, gilt als eines der bedeutendsten Gedichte der literarischen Moderne. Rilkes Spätwerk, insbesondere seine "Duineser Elegien", brachten das Genre der Elegie in der deutschen Literatur zu seinem endgültigen Höhepunkt.
Als Erzähler entwickelte Rilke in seinem einzigen Roman, "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge", frühe Formen des modernen Erzählens. Seine Erzählung "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" erlangte Kultstatus und gilt als eines seiner bedeutendsten Prosawerke. Seine umfangreiche Korrespondenz mit prominenten Dichtern und Denkern seiner Zeit gilt als wesentlicher Bestandteil seines literarischen Werks. Als Übersetzer französischer Lyrik, darunter Werke von Paul Verlaine und Paul Valéry, leistete er einen wichtigen Beitrag zum deutsch-französischen Kulturaustausch.
Beeinflusst von den Philosophen Schopenhauer und Nietzsche, kritisierte Rilke in seinem Werk sowohl die Fokussierung des Christentums auf das Leben nach dem Tod als auch eine einseitige wissenschaftlich-rationale Interpretation der Welt scharf. Auf seiner kurzen Reise nach Tunesien, Ägypten und Spanien im Jahr 1911 lernte er die Welt des Islams kennen, die ihm sehr gefiel. Zu Rilkes frühen Werken gehören die Gedichtbände "Wegwarten", "Traumgekrönt" und "Advent". Seine späteren Werke, vor allem die "Neuen Gedichte" und der Roman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge", spiegeln symbolisch das Innenleben in erlebten Dingen wider. Sein Spätwerk (1912-1922) brachte seine Lebensbejahung poetisch in den Zyklen "Duineser Elegien" und "Die Sonette an Orpheus" zum Ausdruck, die sich auf die allumfassende Existenz von Leben und Tod beziehen.
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