Nein, es droht kein Dritter Weltkrieg. Und nein, es droht auch kein Krieg mit atomaren Waffen. Das betont Sicherheitsexpertin Florence Gaub bei Markus Lanz - und erklärt, warum Wladimir Putin erreichen möchte, dass Menschen in Europa dennoch genau das denken.
Zunächst geht Gaub auf die aktuelle Lage in der belagerten ukrainischen Stadt Mariupol ein. Von dort hat es Bilder gegeben, die zeigten, wie Leichensäcke auf den Straßen abgelegt werden mussten, weil kein Platz mehr da war, um die Menschen zu beerdigen.
Die Analystin vom Institut der Europäischen Union für Sicherheitsstudien (EUISS) sagt zu den zunehmenden Angriffen gegen die ukrainische Zivilbevölkerung, man nenne das im Militärsprech „Bestrafungsstrategie“. Das Ziel sei, zivile Ziele zu zerstören, um Druck auf die politische Führung in Kiew auszuüben und die Bevölkerung „als Geisel“ zu nehmen. Allerdings funktioniere diese Strategie meist nicht, da man auf diese Weise besagte Bevölkerung nicht brechen könne.
Anschließend kommt Gaub darauf zu sprechen, was der Krieg auch mit der deutschen Bevölkerung macht. Es geht um die durch russische Drohungen und Nachrichten ausgelöste Angst vor einem Dritten Weltkrieg. „Wenn Sie dieses Bedrohungsgefühl hatten“, sagt Gaub, „ist das genau das, was Putin erreichen will.“
Russland habe 2020 schon in seiner Militärstrategie formuliert, dass die Androhung von nuklearen und chemischen Waffen Teil dieser Strategie sei. Gaub erklärt: „Nicht die Bombe ist die Waffe, sondern die Angst vor der Bombe ist die Waffe.“
Denn Angst führe dazu, dass die Bevölkerung und ihre Entscheidungsträger nicht mehr strategisch denken würden. Darum sei es wichtig, das nächste Mal, wenn man Angst habe, sich zu fragen: „Moment, ist das vielleicht genau das, was er erreichen will? Denn die Angst an sich ist schon die Waffe“, sagt Gaub. Der gleiche Mechanismus greife auch bei der Befürchtung, Russland könnte einen atomaren Erstschlag durchführen.
„Ich will den Leuten die Angst nehmen, dass wir in einem riesigen atomaren Krieg sterben werden“, sagt Gaub. Wenn überhaupt würde Putin taktische Waffen einsetzen, die sich maximal gegen einzelne Stadtbezirke richten würden. Und auch das würde der russische Präsident laut Gaub nur tun, wenn das zur Folge hätte, dass die ukrainische Bevölkerung kapituliert. Und auch da sei die Frage, ob das überhaupt passieren würde.
Den gesamten Talk findet ihr hier: kurz.zdf.de/zTi/
Weitere Gäste in der Sendung:
Katja Kipping, Politikerin
Die Berliner Sozialsenatorin und frühere Linken-Vorsitzende äußert sich zur Flüchtlingslage in der Bundeshauptstadt sowie zum Russland-Verhältnis ihrer Partei.
Martin Schulz, Politiker
Der Ex-SPD-Chef nimmt Stellung zum Russland-Ukraine-Krieg, Fehlern der deutschen Politik im Umgang mit dem Kreml sowie zu den sicherheitspolitischen Herausforderungen der westlichen Welt.
Robin Alexander, Journalist
Der stellvertretende „Welt“-Chefredakteur analysiert das aktuelle außen- und innenpolitische sowie energiepolitische Agieren der Bundesregierung.
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#Lanz #Putin #Atomkrieg
Негізгі бет Sicherheits-Expertin: Keine Angst vor Putins Atombomben | Markus Lanz vom 22. März 2022
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