Man sagt: "Katzen haben sieben Leben".. - aber das geht manchmal auch mit Eisenbahnstrecken.. 😉 Wobei man die "sieben" bitte nicht auf die Goldwaage legen sollte, es ist nur das Sprichwort, das eben so geht.
Die Geschichte der 'Kaiserbahn' ist wirklich bewegt, aber dazu kommen wir der Reihe nach. Am 01. Mai 1896 konnte man von Hagenow Land bis Zarrentin mit dem Zug fahren, nachdem der Abschnitt bis Wittenburg schon etwas frtüher eröffnet worden war. Die Weiterführung über Ratzeburg nach Bad Oldesloe folgte 1 Jahr später. Die Bahn entstand auf Initiative Kaiser Wilhelms II., der sich eine 'mit dem Linial gezogene' Strecke wünschte, um den Marinestützpunkt Kiel schnell zu erreichen. Daher der Name "Kaiserbahn". Er ist nachweislich auch desöfteren über diese gefahren.
Die Strecke wurde als eingleisige Hauptbahn gebaut, mit teilweiser Trassierung für ein zweites Gleis, das aber nie kam. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts bis in die 1930er Jahren hatte sie auch Schnellzugverkehr, teilweise waren es 2 Zugpaare Berlin - Kiel, die diesen Weg nahmen.
Die deutsche Teilung versetzte der Strecke den ersten 'Todesstoß', denn damit zerfiel sie in 2 Rümpfe, womit ihre überregionale Bedeutung über Nacht weg war und nur noch lokale Bedürfnisse - auf beiden Seiten - zu bedienen waren. Erwartungsgemäß wurde sie - beidseits der Grenze - bald zur Nebenbahn herabgestuft. Den Abschnitt im Altbundesgebiet lassen wir ab nun mal außen vor und betrachten den östlichen Teil weiter.
Die Mangelwirtschaft der DDR ließ den Oberbau der Strecke immer mehr verfallen, und am 30.04.1969 zog die DR die 'Notbremse' und stellte den Reiseverkehr ein. Der Güterverkehr, der wie überall in der DDR beträchtlich war, mußte auf der heruntergewirtschafteten Strecke weiterlaufen, so gut es ging.
Allerdings kam diese Entscheidung vielen 'Strategen' nicht ungelegen, und man hatte damals mit Sicherheit nicht vor, die Strecke zu sanieren, denn da waren noch hunderte ganz andere 'Baustellen'! Der Busverkehr sollte dauerhaft etabliert werden.
Doch es kam anders, und da ist dem Text in der Wikipedia-Seite zu widersprechen!
Die Strecke war nicht "zur Sanierung des Oberbaus" stillgelegt! Der Busverkehr Hagenow - Zarrentin geriet zum derartigen täglichen Chaos, daß sich entlang der Strecke Unmut breit machte und es zu Protestaktionen kam, wie sie in der DDR absolut unüblich waren. Und es stand da wohl auch ein Parteitag an - Tumult unerwünscht.. So gelang es tatsächlich, die Sanierung der Strecke und Wiederinbetriebnahme zum 27.09.1975 durchzusetzen - ein herausragendes Ereignis, denn wenn die 'Putzoberen' der DDR nicht wollten, wollten sie nicht .. Aber in diesem Fall gab es wohl keinen Weg dran vorbei. Und die Nähe zur Westgrenze mit dem allgegenwärtigen Einfluß des Westfernsehens versuchte man natürlich auch mit etwas "gut Wetter" zu kompensieren..
Zum zweiten Mal "geboren".. Und der Personenverkehr war dann absolut nicht "spärlich", auch hier trifft Wikipedia leider den Kern nicht. Trotz fortschreitender Motorisierung waren die Züge vor allem im Berufs- und Schülerverkehr wie überall ausgelastet. Tagsüber gab es auch 'freie Spitzen', aber auch das ist eher normal.
In den 1970er und 1980er Jahren stiegen die Güterverkehrsleistungen wie überall in der DDR erheblich, alles was irgendwie auf die Schiene paßte, wurde verlagert (heute wird viel darüber geredet, aber keiner kriegt es wirklich hin..). Die Strecke war unverzichtbar, keiner hegte mehr Einstellungsphantasien..
Die Wende brachte das übliche, schon hundertmal beschriebene Szenario. Güterverkehr über Nacht weg, Betriebe zu, Jobs weg. Die Nähe zum Westen half Vielen, sie fanden 'drüben' was und pendelten - natürlich mit dem neuen Auto!
1994 - im Jahr der Bahnreform, endete der nur noch sporadische Güterverkehr nach Zarrentin. Wittenburg wude dagegen noch gelegentlich weiter bedient. Der Reiseverkehr, der noch den Taktfahrplan erlebte, hielt sich zwar noch immerhin 10 Jahre, wurde dann aber zum 28.05.2000 abbestellt.
Das Ende? Nein! Dieses 'streitbare' Völkchen erkämpfte, daß ab 15.12.2002 zumindest wieder bis Hagenow Stadt gefahren wurde! Schon wieder 'Geburtstag' - mann..! Und das blieb - heute ist Hagenow fest ans Netz angebunden und 'unstrittig'.
Und der Rest der Strecke? 2004 wurde diese vom Eisenbahninfrastrukturunternehmen 'Planungsverband Transportgewerbegebiet Valluhn/Gallin (TGG)' übernommen, um das Gewerbegebiet MEGA-Park an der A 24 im Schienengüterverkehr erreichen zu können. Ab 2007 wechselte die Verantwortlichkeit an die Torsten Meincke Eisenbahn GmbH (TME). Es fahren in unregelmäßigen Abständen Ganzzüge mit Holz, Schüttgütern etc., und die Rohre für die Ostseepipeline kamen auch nach Zarrentin.
Noch mehr 'Geburtstage'? Na klar! Ab Dezember 2025 soll es wieder Reiseverkehr nach Zarrentin geben! Hoffen wir, dauerhaft! Und es gibt sogar schon laute Gedanken von Menschen, die erkannt haben, daß der kürzeste Weg von Berlin nach Kiel damals kein Fehler war..
Gute Reise!
Негізгі бет "Sieben Leben.." --- Von Zarrentin nach Hagenow Land
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