In diesem Gespräch spricht Frank A. Meyer mit Stéphane Hessel u.a. über die Themen:
Aufruf an die Jugend; Biografisches; "Jules et Jim"; erneut Krieg; Begegnung mit de Gaulle; Widerstehen; Buchenwald; allgemeine Menschenrechtserklärung; Materialismus und Demokratie; Fall der Mauer; Hegel und Marx; "Empört Euch!"; Verantwortung des Einzelnen; "Mut ist ansteckend"; über das Bewundern und: "Durch Poesie kann man leben."
Stéphane Hessel (1917-2013) wurde in Berlin als Sohn eines jüdischen Schriftstellers und einer protestantischen Journalistin geboren. 1924 zog die Familie nach Paris. Im Zweiten Weltkrieg schloss sich Hessel der französischen Résistance an, wurde als Spion von den Nazis zum Tode verurteilt, überlebte das Konzentrationslager Buchenwald und setzte sich nach dem Krieg als UN-Diplomat für die Menschenrechte ein. Bekannt wurde er in seinen letzten Jahren vor allem als Schriftsteller. In seinem langen Essay "Empört Euch!" ("Indignez-vous!", 2010), das ein grosser Erfolg gerade auch bei der jungen Generation wurde, rief er zum politischen Widerstand auf. Bis heute wirken seine dortigen Thesen weiter... ("Vis-à-vis" 3sat, 14.03.2011)
Hier noch die beiden von Stéphane Hessel gegen Ende des Gesprächs rezitierten Gedichte im Wortlaut:
Friedrich Hölderlin:
Hyperions Schicksalslied
Ihr wandelt droben im Licht
Auf weichem Boden, selige Genien!
Glänzende Götterlüfte
Rühren euch leicht,
Wie die Finger der Künstlerin
Heilige Saiten.
Schicksallos, wie der schlafende
Säugling, atmen die Himmlischen;
Keusch bewahrt
In bescheidener Knospe,
Blühet ewig
Ihnen der Geist,
Und die seligen Augen
Blicken in stiller
Ewiger Klarheit.
Doch uns ist gegeben,
Auf keiner Stätte zu ruhn,
Es schwinden, es fallen
Die leidenden Menschen
Blindlings von einer
Stunde zur andern,
Wie Wasser von Klippe
Zu Klippe geworfen,
Jahr lang ins Ungewisse hinab.
August von Platen:
Ich möchte, wenn ich sterbe, wie die lichten
Gestirne schnell und unbewußt erbleichen,
Erliegen möcht ich einst des Todes Streichen,
Wie Sagen uns vom Pindaros berichten.
Ich will ja nicht im Leben oder Dichten
Den großen Unerreichlichen erreichen,
Ich möcht, o Freund, ihm nur im Tode Gleichen;
Doch höre nun die schönste der Geschichten!
Er saß im Schauspiel, vom Gesang beweget,
Und hatte, der ermüdet war, die Wangen
Auf seines Lieblings schönes Knie geleget:
Als nun der Chöre Melodien verklangen,
Will wecken ihn, der ihn so sanft geheget,
Doch zu den Göttern war er heimgegangen.
Негізгі бет Stéphane Hessel - "Wir lernen zu leben, wenn wir lernen zu widerstehen!" (Gespräch 2011)
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