MDR Exakt 19.03.2014
Bericht: Christian Werner
Dreck, Staub und Lärm - hier wird aus alten Autos, Kühlschränken und anderem Schrott Stahl gekocht. Eine Million Tonnen im Jahr. Und das mitten in der Stadt. In Riesa. Viele Anwohner fürchten sich vor Schadstoffen aus dem Stahlwerk Feralpi.
„Es ist manchmal enorm, was hier manchmal abgelassen wird. Hat sogar dazu geführt, dass ich als Hobbygärtner im Garten nichts mehr anbaue."
Erich Pfütze wohnt schon seit 1972 hier. In seinem Garten baut er sicherheitshalber schon lange nichts mehr an.
„Wir haben auch viele Obstbäume hier im Garten gehabt, Pflaumen, alles was man so denken kann, Kirschen, wir haben auch Erdbeeren angebaut und das machen wir nun prinzipiell nicht mehr."
Der 70-Jährige ist Mitglied einer Bürgerinitiative, die den Stahlwerkbetreiber zwingen will, einen besseren Umweltschutz zu betreiben. Dabei besitzt Feralpi ein sogenanntes EMAS Zertifikat, ein Gütesiegel der Europäischen Union. Es attestiert eine vorbildliche Ökobilanz und Umweltschutz, der noch über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen soll - so der Anspruch. Aber Experten sehen die EMAS-Zertifizierung des Stahlwerks in Riesa kritisch. Im Auftrag des BUND hat der renommierte Gutachter Peter Gebhardt die Umwelterklärungen von Feralpi bewertet.
Dipl.-Ing. Peter Gebhardt, Umweltgutachter:
„Also angegeben wurden in der Umwelterklärung 2012 zirka 15 Tonnen Staubemissionen im Jahr. Tatsächlich wurden aber im Jahr 2008/2009 zirka 140 Tonnen Gesamtstaub emittiert. Später sind dann die Emissionen wieder zurückgegangen. Im Jahr 2011 waren es dann noch zirka 80 Tonnen."
Das ist immer noch mehr als die fünffache Menge des Wertes, den Feralpi veröffentlicht hat. Das hat der Betreiber mittlerweile zugegeben und auch korrigiert. Doch es geht hier nicht einfach nur um Staub - es geht um hochgiftige, Stoffe die bei der Stahlproduktion entstehen und in die Umwelt gelangen können. Deswegen misst die zuständige Behörde den Staubniederschlag rund um das Stahlwerk in Riesa und überprüft unter anderem den Dioxin-Gehalt. Dioxin und andere gesundheitsgefährdende Stoffe werden beim Verarbeiten von Schrott freigesetzt. Experten warnen immer wieder: Selbst ein geringfügiger Anstieg der
Dioxin-Konzentration kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.
Prof. Winfried Kühling Deutsche Gesellschaft für Umwelt- und Humantoxikologie: „Dass eben Krebs entsteht, dass Fruchtschädigung bei Schwangeren entsteht und andere
systematische Wirkungen im zentralen Nervensystem entstehen, die auf Dauer eben zu gesundheitlichen Belastungen führen."
Um dieses Risiko zu minimieren, haben die Bundesländer einen sogenannten Zielwert bei Dioxin festgelegt: vier Pikogramm pro qm und Tag. Die Messwerte in Riesa liegen deutlich darüber. 2011 bei 13,7 Pikogramm, 2012 bei 11,8. Prof. Winfried Kühling Deutsche Gesellschaft für Umwelt- und Humantoxikologie: „Was da gemessen wird, ist in keiner Weise hinnehmbar, dieses Ausschwallen aus den Dachlüftungen, das darf gar nicht sein. Das muss geschlossen, gefangen, abgeführt und gereinigt werden."
Das Brisante in Riesa: hier liegen die gemessenen Werte sogar über den auch von Sachsen akzeptiertem Orientierungswert von neun Pikogramm. Nach Expertenmeinung so etwas wie eine rote Linie, die nicht überschritten werden sollte. In einem weiteren Gutachten, das Exakt vorliegt, heißt es dazu. „bei der vorliegenden Überschreitung des Orientierungswertes,..., ist der Schutz menschlicher Gesundheit nicht mehr sichergestellt. Und: mit der vorliegenden Überschreitung besteht somit Handlungsbedarf. Alles andere wäre die Inkaufnahme möglicher gesundheitlicher Schäden von Menschen."
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Негізгі бет Staub, Lärm, Dioxin - Stahlwerk Feralpi in Riesa
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