1316 genehmigte der Kölner Erzbischof den Bau einer zusätzlichen Bürgerkirche in Dortmund, nötig geworden wegen der durch erfolgreichen Handel angewachsenen Bürgerschaft. Um 1322 wurde mit dem Bau begonnen, der Chor erst ab 1352 gegründet. Mit dem Turmbau begann man noch später, 1396, das Mauerwerk war erst 1469 vollendet. Der ab 1522 errichtete hohe Helm stürzte bei einem Sturm 1752 auf die Kirche, dabei wurden die Gewölbe und ein Großteil des Inventars zerstört. 1759 wird die in barock-gotischen Formen wiederhergestellte Kirche erneut eingeweiht, ein neuer Turmhelm mit 94 Metern Höhe aber erst 1868 vollendet. Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche bis auf die Umfassungsmauern zerstört und konnte erst 1967 wieder in Gebrauch genommen werden. Der neue, jetzt 105 Meter hohe Turmhelm wurde im November 1981 aufgesetzt.
Wichtigstes Ausstattungsstück der Kirche ist seit 1809 der Antwerpener Schnitzaltar, ab 1521 für das erste Franziskanerkloster der Stadt geschaffen von Mitgliedern der Antwerpener Lukasgilde. Das Retabel ist 3fach wandelbar, aufgrund seiner vergoldeten Festtagsseite mit 633 Figuren wird es auch als „Goldenes Wunder von Westfalen“ bezeichnet. Dem Autor liegt kein eigenes, vernünftiges Foto der Festtagsseite vor, und es geht hier ja vor allem um das Geläut. Interessierte schauen hier nach:
de.wikipedia.o...
Beim letzten Bombenangriff im März 1945 ging das bis dahin erhaltene, historische Geläut im Feuersturm unter. Die 4 Glocken von 1710, 1497 und 1639, Tonfolge ~ c‘ es‘ es‘ ges‘, bildeten das letzte komplett erhaltene alte Geläut der Dortmunder Innenstadt, der Verlust ist auch für die Glockenlandschaft Westfalens immens.
Obwohl der Wiederaufbau des Turmes noch lange nicht beendet war, wurde 1963 beim Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation ein Geläut in Auftrag gegeben. Die 5 Glocken erklangen zunächst auf dem ev. Kirchentag in Dortmund, dann auf den Kirchentagen 1965 in Köln und 1967 in Hannover und schließlich, ökumenisch, auf dem Katholikentag in Essen 1968. Am 30.09.1969 wurden sie auf den Petriturm gezogen, konnten aber auch dann erst am 18.06.1972 in Gebrauch genommen werden.
Natürlich lieferte der Bochumer Verein als Referenzgeläut für den Kirchentag ein besonders gutes Stahlgeläut, wie Dr. Peter anhand der Gussnummern nachweist wohl auch aus einem Guss stammend. Die große Glockenhalle des Petriturmes tut das ihre zur voluminösen Klangentfaltung dazu. Besonderes Augenmerk verdient jedoch die große b°-Glocke, die in ihren Abmessungen die regulären V7-Rippenwerte deutlich übersteigt und mit ihrem außergewöhnlich gut durchziehenden Klang, der selbst einseitigen Anschlag überbrücken kann, deutlich aus dem Geläut heraussticht. Eventuell haben wir hier den seltenen/einzigen Fall der Anwendung der schweren/progressiven V7-Rippe für eine Großglocke. In jedem Fall stellt diese Glocke einen absoluten Höhepunkt in der Entwicklung der Molloktavrippe des Bochumer Vereins dar. Sie ist zum Ende der Aufnahme kurz solistisch zu hören.
Geläutedaten (Name als Inschrift auf der oberen Flanke)
1. DREIEINIGKEIT b° -4
1954 mm, 2860 kg
2. CHRISTUS c‘ -6
1685 mm, 1780 kg
3. LOB UND DANK es‘ -2
~1425 mm, 1094 kg
4. FRIEDEN f‘ -3
~1260 mm, 755 kg
5. PETRUS g‘ -2
~1110 mm, 522 kg
Weitere Inschriften über der Schärfe (Bibelvers vorn, Angabe der Textstelle hinten)
BVG-Gießerzeichen und Gussjahr auf dem Wolm/Rückseite.
Datenangaben nach Peter (Durchmesser + Schlagtöne) und Schritt (Gewichte).
Zweifeldriger, zweigeschossiger Stahlstuhl, gerade Stahljoche. Norden unten b°, oben es‘, Süden unten c‘, oben f‘ und g‘. Läuterichtung ost-west.
Aufnahme: F. T., Pfingstmontag 09.06.2014 - wenige Stunden vor Pfingststurm „Ela“.
Fotos, wenn nicht anders angegeben, eigener Provenienz.
Herzlicher Dank gilt der damaligen Küsterin für den freundlichen Empfang in St. Petri außerhalb der reg. Öffnungszeiten, der damaligen Gemeindeleitung für die Genehmigung des Sondergeläutes und dem Urheber der Aufnahme für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.
Verwendete Quellen/Literatur:
Stiftung Denkmalswerte Kirchen der Ev. Kirche in Dortmund und Lünen (Hrsg.): Claus Peter: Die Glocken der Dortmunder Stadtkirchen, Bestand - Geschichte - Quellen, darin: Ev. Stadtkirche St. Petri, S. 31-37. Dortmund, 2010.
S. Schritt: Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation Bochum (BVG) 1851-1970, Glocken und Geläute, Vorläufiges Gesamtverzeichnis für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland, Eigendruck, Trier, 2000, mit fortlaufender Ergänzung.
Presbyterium der ev. St.-Petri-Kirchengemeinde in Dortmund (Hrsg.): St. Petri Dortmund, Fritz Busche Druckereiges., Dortmund, 1968, hier 2. Auflage 1983.
Netzauftritt der ev. Stadtkirche St. Petri, abgerufen am 02.03.2021: stpetrido.de/c...
Wikipedia-Artikel zu St. Petri, abgerufen am 03.03.2021: de.wikipedia.o...)
Негізгі бет Dortmund - Das Geläut der ev. Stadtkirche St. Petri
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