Zur Geschichte von Kirche und Abtei selbst konsultiere man Wikipedia oder die angegebenen Quellen!
Die mittelalterliche Glockengeschichte des Abdinghofs ist nach wie vor nur grob fragmentarisch nachzuvollziehen. Fassbar werden mit der Säkularisation lediglich 3 Glocken: eine kleine, um 1200 gegossene Glocke befindet sich heute in der Kirche von Willebadessen-Fölsen. Eine Paulusglocke von 1365 kam nach Halle/Westf., wurde jedoch dort wegen eines Sprunges 1849 umgegossen.
Die vermutlich größte Glocke des Klosters ist heute in der Martin-Luther-Kirche in Gütersloh erhalten. Die „Benedictina“ genannte Glocke wurde unter Abt Heinrich V. von Peine 1484 von Johannes von Dortmund gegossen. Quelle 2 nennt sie die größte des ganzen Klosters, dies blieb sie vermutlich auch. (Ton e‘ -2, 1290 mm, ~1450 kg).
Zu Zeiten der Säkularisation wird der Glockenbestand des Klosters mit mindestens 10, mindestens 9 oder auch mit 8 Glocken beschrieben. Auch wird von 4 mittelalterlichen Glocken berichtet, obwohl stets nur 3 benannt werden. Ein zusammenhängendes Geläut wird man sich nicht vorstellen dürfen. Die 12 Glocken des Domes z. B. teilten sich in 3 Geläute auf und es waren nur 2 wirklich große Glocken vorhanden.
Maßgeblich für die Zahl von 10 Glocken war vermutlich eine Weihe von 7 Glocken 1664 durch Abt Heinrich VI. von Keller. Zweifelsfrei dürfen wir hier Claudius Bricon als Gießer annehmen, aus Lothringen zugewandert und 1654-91 in Steinheim/Westf. ansässig. Auch das Werkverzeichnis in Quelle 6 nennt 7 Glocken von 1664 für das Kloster Abdinghof. Bricon goss sowohl für das Hochstift Paderborn als auch für die reformierte Grafschaft Lippe.
Aber: es steht keineswegs fest, dass diese 7 Glocken allein für den Abdinghof bestimmt waren. Die Glockenweihe war damals eine pontifikale Handlung, also ausschließlich Bischöfen und Äbten vorbehalten. So weihte Abt Gabelus Schaffen 1640 im Abdinghof 3 Glocken, die sämtlich für andere Kirche bestimmt waren. Von Fürstbischof Ferdinand II. von Fürstenberg (1626-83) soll gar ein ganzes Verzeichnis der von ihm geweihten Glocken existieren. Wenn Bricon also 7 Glocken zum Abdinghof geliefert hat, bedeutet dies nicht ein zusammenhängendes, abgestimmtes Geläut nur für die Klosterkirche. Dies würde auch der für ihre Bescheidenheit bekannten Glockenlandschaft im ostwestfälischen Raum widersprechen.
Wohin nun der Glockenbestand, außer den 3 nachweisbaren Glocken, in der Säkularisation gelangte, ist bisher unbekannt. Quelle 2 berichtet für die Zeit nach der Übergabe als preuss. Garnisonskirche 1806, dass die „beiden schönsten Glocken - das herrlichste Geläut der Stadt und Umgegend“ vor der Hauptwache zerschlagen und pfundweise verkauft wurden. Die beiden anderen habe man später verkauft. (Hier wären es also nur 4 (Haupt?)Glocken!). Weiter berichtet die Quelle, dass man in den Türmen alles geraubt habe, was „niet- und nagellos“ war. Dies kann sich sowohl auf die in den Türmen befindlichen Heiltums- und Archivkammern, ebenso aber auch auf noch vorhandene, transportable Glocken beziehen.
Mit der endgültigen Übergabe der Kirche an die ev. Gemeinde 1866, in der Folge verbunden mit der neoromanischen Herrichtung des verwahrlosten Baues, musste auch an ein neues Geläut gedacht werden. Ein im Umfang eher bescheiden wirkendes Geläut aus Bochumer Gussstahlglocken kam in die Kirche, 1869 und 1870 gegossen. Die große Glocke weist mit ihrer lateinischen Inschrift vielleicht auf ihre Vorgängerin, die Benedictina von 1484, hin. Das Geläut überzeugt bis heute mit seiner enormen Singfreudigkeit und Klarheit, für die Gusszeit mit Sicherheit eines der besten, wenn nicht das beste Geläut des Bochumer Vereins. Nach den Bombenschäden des 2. Weltkriegs wurden die Glocken überarbeitet und in einem neuen Stahlglockenstuhl in der wieder aufgebauten Kirche erneut aufgehängt.
Gut möglich, dass dieses Geläut einen von vielen Gründen geliefert hat, das hist. Domgeläut nach dem Sprung der großen Glocke „Gloria“ 1886 komplett gegen ein neues Geläut zu tauschen. Ein so klares Dreigeläut, vermutlich auch häufig zusammen geläutet, dürfte für das Paderborn der damaligen Zeit ein Novum dargestellt haben!
Geläutedaten/Inschriften (Daten nach C. Peter):
e‘ +2 (UT f° +5,5), 1327 mm, ~1000 kg
DONO SIGNA CHORO, FLEO FUNERA, FESTA DECORO. LAUDATE DOMINUM IN SANCTIS EIUS. PSL: CL AD MDCCCLXX
gis‘ +3 (UT a° +11), 1044 mm, ~530 kg
MACHT HOCH DIE TÜR DIE TOR MACHT WEIT, ES KOMMT DER HERR DER HERRLICHKEIT. Rückseite: GESCHENKT VON DEM G. A. FRAUENVEREIN ZU DETMOLD. IM JAHRE 1896.
h‘ +7 (UT c‘ +11), 885 mm, ~320 kg
DANKET DEM HERRN UND PREDIGT SEINEN NAMEN. PSL. 105 V 1. Rückseite: GESCHENKT VON DEN FRAUENVEREINEN ZU DORTMUND, ALTENA, DESSAU, CREFELD UND WETTERAU 1869.
Auf allen Glocken am Hals: BOCHUMER VEREIN FÜR GUSSSTAHLFABRIKATION.
Aufnahme: F. T., 07.06.2014.
Herzlicher Dank gilt dem Urheber der Aufnahme für die Erlaubnis zur Veröffentlichung!
Bildquellen und verwendete Quellen/Literatur: siehe 1., markierter Kommentar.
Негізгі бет Paderborn - Das Geläut der Abdinghofkirche St. Peter und Paul und St. Marien
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