Die Explosion an der einzigen Verbindungsbrücke zwischen Russland und der von Moskau annektierten Halbinsel Krim droht die Kriegslage weiter zu verschärfen. Es seien mindestens drei Menschen gestorben, teilte das nationale Ermittlungskomitee in Moskau am Samstag mit. In der Ukraine wurden die Bilder von der brennenden und zerstörten Brücke mit Jubel aufgenommen. Die Internetzeitung Ukrajinska Prawda berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise in Kiew, dass der ukrainische Geheimdienst SBU involviert sei. Der SBU bestätigte das nicht.
Die russischen Truppen in der Ukraine haben nach zahlreichen Niederlagen unterdessen einen neuen Kommandeur. Der 55 Jahre alte Armeegeneral Sergej Surowikin sei von Verteidigungsminister Sergej Schoigu eingesetzt worden, um die «militärische Spezialoperation» zu führen, teilte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow in Moskau mit. Schoigu kommt damit nach Meinung von Kommentatoren seinen Kritikern entgegen, die eine Neuaufstellung der Truppen gefordert hatten. Moskau steht wegen der militärischen Fehlschläge auch nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes inzwischen unter öffentlichem Druck.
Zerstörung der Krim-Brücke birgt Eskalationsgefahr
Nach russischen Behördenangaben explodierte ein vom Festland kommender Lastwagen auf der Brücke, woraufhin sieben mit Treibstoff gefüllte Kesselwagen eines Güterzugs in Brand gerieten. Die Fahrbahn ist an mindestens zwei Stellen eingestürzt. Mehrere Stunden nach der Explosion wurde die Brücke teilweise wieder für Züge und Autos freigegeben. Zuletzt waren in der Region Kertsch auf der Krim immer wieder Drohnen explodiert. Russland hatte vor einem Angriff auf die Brücke gewarnt. Dies wäre ein klares Überschreiten der roten Linie. Der Machtapparat in Moskau drohte für den Fall mit Angriffen auf die Kommandozentralen in Kiew.
Neuer russischer Kommandeur für Krieg in der Ukraine ernannt
Der neue Kommandeur Surowikin gilt als Offizier mit breiter Erfahrung in Kriegen, darunter in der Vergangenheit auch in Syrien und davor in der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus. Vor Surowikin stehen angesichts der vielen Erfolge der ukrainischen Armee bei ihrer Verteidigungsoffensive und der Rückeroberung vieler Ortschaften große Herausforderungen. Die Lage war zuletzt von kremlnahen Militärbloggern als chaotisch und katastrophal beschrieben worden. Die Kriegsreporter, Feldkommandeure und die private Kampftruppe Wagner reagierten Medien zufolge begeistert auf die Ernennung des «verantwortungsbewussten» Soldaten.
London sieht Militärführung in Moskau unter starkem Druck
Angesichts der Rückschläge ihrer Invasionsarmee in der Ukraine sieht sich die russische Militärführung nach Ansicht britischer Experten mit wachsender Kritik im eigenen Land konfrontiert. Zwar sei die politische Führung davon bislang ausgenommen, doch stelle das einen Trend öffentlich geäußerten Widerspruchs gegen das russische Establishment dar, «der wohl nur schwer umgekehrt werden kann», hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums zum Ukraine-Krieg.
Massengrab in Lyman gefunden
Nach dem Abzug russischer Truppen aus der Stadt Lyman im Osten der Ukraine haben die Behörden nach eigenen Angaben rund 200 Gräber und ein Massengrab gefunden. Mit den Exhumierungen sei bereits begonnen worden, schrieb der Militärgouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, am Freitagabend in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram. Dazu veröffentlichte er Fotos, die viele kleine Holzkreuze und Einsatzkräfte in weißen Schutzanzügen zeigten. Die zeitweise von russischen Truppen besetzte strategisch wichtige Kleinstadt war von den Ukrainern Anfang Oktober zurückerobert worden. Bei den Toten könne es sich ersten Erkenntnissen zufolge sowohl um ukrainische Soldaten als auch um Zivilisten handeln, hieß es.
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