19.06.2023
Der heutige Tag ist ziemlich schnell erzählt - er beginnt um 6 Uhr in Forks, WA bei 6°C und genau nach 6 Std Schlaf. Diese dreierkombination der Zahl beschreibt auch ein Stück weit den Tag, der einfach nur zum vergessen war.
Leider muss ich zunächst 90 Minuten überbrücken, da ich meine Wäsche machen möchte und der Waschsalon für meine Begriffe etwas spät öffnet. Nun ist Forks auch nicht die schönste und lebensfreudigste Stadt, auch wenn man die gerne mit der Twilight Serie in Verbindung bringt.
Während die Wäsche läuft, habe ich mir mein erstes süßes Frühstück überhaupt in den USA geholt und habe es seitdem auf jeder Reise mehrfach neu aufgelegt. Mit einem gr. Kaffee Crema (viele Tankstellen beginnen nun mit der Umrüstung) schaffe ich es erst gegen 11.30 Uhr, mich weiter nach Süden in Bewegung zu setzen. Es ist ein Tag, wo ich auf überhaupt nichts Lust habe und wo die enorme Müdigkeit doch kräftig auf meine Stimmung drückt.
Ein weiterer Faktor für meine Laune ist meine Planungsnachlässigkeit, denn ursprünglich wollte ich ein ordentliches Stück (2x10 Km) am Beach laufen. Glücklicherweise habe ich vorgestern am Visitor Center erfahren, dass auf diesem Stück des Pacific Northwest Trails insgesamt 3 Stellen zu passieren sind, die ausschließlich bei Low Tide möglich sind. Diese ist gerade vorüber und selbst wenn ich um 7 Uhr aufgebrochen wäre, so würde ich erst morgen früh zurück kommen. Somit steht für heute rein gar nichts auf dem Programm und ich überlege tatsächlich, mich irgendwo noch mal schlafen zu legen.
Da ich mich mit dem Gedanken nicht anfreunden kann - immerhin ist Urlaubszeit kostbar - fahre ich etwas außerplan zum Hoh Rain Forest. Wie sollte es anders sein, vor dem Kassenhäuschen war ein gigantischer Rückstau. Selbst als Jahrespassinhaber gab es keine Möglichkeit, innerhalb der nächsten 30-60 min in den Park zu kommen.
Mit diesen Unannehmlichkeiten ist für heute noch lange nicht genug, als nächstes stört mich ein herabhängendes, am Schienbein pendelndes Kabel, was ich nach einigen Handgriffen hinter den Sicherungskasten klemmen konnte. Ich bin ja mit dem Wagen sowieso nicht ganz zufrieden, doch heute kommt einiges zusammen.
Auch wenn die gedachte Wanderung nicht stattfinden kann, so steuer ich doch Oil City (West) an und möchte fast schon verzweifelt ein Stück des Weges gehen, bis es nicht mehr weitergeht. Die Zufahrt wird schnell zu Gravel Road, die sich jedoch gut befahren lässt.
Nachdem ich ein Mittagessen am Trailhead gekocht habe, packe ich meine Sachen zusammen und starte auf dem Trail. Dieser geht erst parallel zum Hoh River ein Stück durch Küstenregenwald hindurch, ehe man zum Pazifik kommt. Leider bemerke ich nach 850m, dass meine SD-Karte voll und auch wenn ich überhaupt keinen Bock mehr habe irgendetwas in die GoPro zu sprechen (es fällt mir heute echt schwer), drehe ich um und hole meine Ersatzkarte aus dem Wagen.
Im Mündungsbereich vom Hoh River und dem Pazifik begann es schließlich zu nieseln, doch es war zum Glück nicht wirklich störend. Ich stand vor einem riesen Gewirr aus angespürten Driftwood und kletterte über die Stämme. Der Streifen vom Küstenregenwald zu meiner rechten ist bereits schon so steil angehoben, dass nur am Beach ein weiterkommen möglich wäre. Ich bemerkte einen sehr stechenden Geruch und stieß etwas später auf ein Wal Skelett, ca 300 m vom Wasser entfernt. Somit habe ich nur noch vor, mich zum Wasser vorzuarbeiten, was überhaupt nicht so einfach ist, wie es klingt.
Der Niesel scheint sich festzusetzen und alles in einem ist es ziemlich ungemütlich. Selbst der Blick aufs Wasser für einige Minuten hatte mich nicht wirklich entspannen können, der Tag ist einfach für die Tonne. Nach 3,5 Km war ich wieder am Wagen und war genau 1 Std unterwegs. War es schön? Ja! Hat es mir gut getan? Nein!
Ich fahre gefrustet wieder raus und finde kurz vor dem Highway eine tolle Site im Wald. Es ist noch nicht mal 20 Uhr und ich lege mich hin, beende den Tag. Ich glaube was sinnvolleres hätte ich gar nicht machen können. Es mag schwer nachvollziehbar klingen wenn ich behaupte, heute lieber beruflich Bus gefahren zu sein, als diesen Tag im Urlaub durchlebt zu haben. Gute Nacht!
gewandert: 3,5 Km
gefahren: 100 Km
Негізгі бет Ü-Trip IX (Tag 10): Oil City
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